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Tagesbuch

Predigt vom 12.04.2020 zum Palmsonntag

13.04.2020 | Thema: Predigt |

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!
Frohes Fest, liebe Glaubensfreunde!
Heute fühlen wir eine Verbundenheit zu der evangelischen Freude, von der wir bei der göttlichen Liturgie gehört haben, zu einer sehr guten Freude, weil die Menschen, welche wir in dem heutigen Abschnitt des Evangeliums getroffen haben, eben jene Menschen sind, die sich auf die Pilgerfahrt nach Jerusalem zum Pessachfest begeben haben.
Diese Menschen hatten schon von den Wundern des Herrn gehört, vor allem vom letzten Wunder, der Wiederauferstehung des Lazarus. Genau deswegen haben sie voller Freude unseren Herrn in Jerusalem begrüßt. Eigentlich haben die Menschen Ihn heute zu ihrem König gemacht. Für einen ganzen Tag war Er der König von Jerusalem. Gleichwohl sehen wir Symbole, die unser Herr beim Einzug in Jerusalem mit sich trägt, welche aber viele Menschen nicht bemerken.
Wir sehen, dass unser Herr vor allem nicht wie ein König auf einem Pferd nach Jerusalem kommt, welches ein Symbol von Stärke, Macht und triumphaler Siege ist. Er reitet in die Stadt auf einem kleinen Esel ein, dem Symbol für friedliche Tätigkeiten. Mit dieser Geste zeigt der Herr uns, dass er in Jerusalem einzieht, um die Seelen der Menschen mit Frieden zu füllen und um ihnen Freude zu bringen.
Zeitgleich sehen wir, dass der Herr selbst nicht von dieser Freude, die um ihn herum herrscht, erfüllt ist. Er weint, weil er weiß, dass die Gefühlslage der Menschen sich sehr schnell ändern wird. Er weiß, dass die Menschen viel zu sehr von weltlichem Glück abhängen, von ihrer zeitlich begrenzten inneren Einstellung. Am wenigsten will unser Herr ihnen eben diese vergänglichen Güter geben, nach denen so viele von den Anwesenden suchen. Und wir sehen, wie schnell ihre Gemütsstimmung kippt.
Die Menschen werden mit der Zeit verstehen, dass der Herr nicht der geistlich-nationale Anführer ist, der sie zu einer Kampfstimmung gegen die Besatzermacht anstachelt, die ihr Land knechtet.
Und ihre Begeisterung für den Herrn wird nicht nur erkalten, sondern in Wut umschlagen, weil die Menschen sich von Ihm um ihre Hoffnungen betrogen fühlen werden.
So wird das Wort Gottes, welches wir heute hören, besonders wichtig für uns, denn die Menschen in Jerusalem haben den Besuch des Herrn nicht verstanden.
Wir freuen uns, weil der Herr sich uns als König dieser Welt öffnet. Wir weinen gemeinsam mit Ihm, weil wir verstehen, dass Er schon sehr bald die Dornenkrone von Seinem eigenen Volke aufgesetzt bekommen wird. Diesen heiligen Tagen nähern wir uns schrittweise.
Aber gleichzeitig freuen wir uns auch, weil der Herr uns eine Freude und einen Sinn gegeben hat. Der Herr hat unser Leben mit dem Sinn des ewigen Lebens gefüllt. Er hat den zuvor gerissenen Faden zwischen dem Menschen und Gott wiederverbunden. Darin liegt auch unsere Freude. Darin spüren wir die immer näherrückende Freude des Osterfestes.
Wir fühlen aber auch, dass vor uns noch die Karwoche liegt. Wir werden in dieser Woche viele innere Tränen vergießen, während wir den Herrn auf seinem Kreuzgang begleiten, während auch wir über unser eigenes Kreuz nachdenken müssen, das jeder vom Herrn auferlegt bekommen hat. Wir spüren trotzdem die aufkommende Osterfreude, wie sie unsere Herzen erfüllt.
Frohes Fest, liebe Glaubensfreunde! Setzt euch auch noch mit folgenden Worten auseinander, die uns der Herr heute gesagt hat: „Als Er näher kam und die Stadt sah, weinte Er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen.“ (Lk 19, 41-42). Denn solche Momente haben wir auch in unserem Leben, wenn der Herr an unsere eigene Tür klopft. Leider hören wir, wenn wir hinter Wohlstand und Vergnügungen herjagen, dieses leise Klopfen des Herrn nicht.  Wie Johannes, der Theologe, in seinem Buch „Offenbarung“ schrieb: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an!“ (Offenbarung 3:20).
Gnade uns Gott, dass wir das Klopfen des Herrn rechtzeitig hören.

Gottes Segen euch allen, liebe Brüder und Schwestern! Ich wünsche euch eine festliche Stimmung und konzentrierte, aufmerksame, tiefe und besinnliche kommende Tage der Karwoche.
Beschütze der Herr uns alle!

Predigt vom 7.4.20 zum Fest der Mariä Verkündigung

8.04.2020 | Thema: Predigt |

Originale Version der Predigt (russisch): https://www.hamburg-hram.de/letopis/slovo-protoiereya-sergiya-baburina-07-04-2020-na-prazdnik-blagoveshheniya-presvyatoj-bogorodicy/15383.html

Predigt von Vater Sergij Baburin
Hamburg, den 7.4.2020
Mariä Verkündigung, Blagoweschenje Preswjatoj Bogorodicy

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Herzlichen Glückwunsch zum Feiertag Mariä Verkündigung! „Segensreiche,
gute, frohe Botschaft“, so wird das Wort „Blagoweschenje“ (Verkündigung)
aus dem Kirchenslawischen ins moderne Russisch übersetzt. So wird auch
der Name des wichtigsten Buches unseres Glaubens, „Evangelium“,
übersetzt: segensreiche, gute, frohe Botschaft. „Blagoveschenie
Preswjatoj Bogorodicy“ kann man übersetzen als „frohe Botschaft an die
Heilige Gottesmutter“. Es ist die frohe Botschaft, dass sie Mutter wird.
Aber für uns alle ist es die frohe Botschaft, dass mit Ihrer
Mutterschaft die Inkarnation Gottes beginnt.

Was bedeutet nun diese Freude? Es ist nicht nur die Freude über Ihre
Mutterschaft, nicht nur die Freude darüber, dass Gott in unsere Welt
eintritt, sondern in diesem Feiertag liegt auch eine tiefere
Glaubensweisheit darüber, dass die Gottesmutter als hellster, reinster
und würdigster aller Menschen die Worte spricht, die wir heute hören:
„Mir geschehe, wie du gesagt hast“. („Mir geschehe“ wird im Russischen
als „es werde“ übersetzt). Und diese Worte der Heiligen Gottesmutter
erklingen auf die Botschaft des Erzengels hin. „Es geschehe die
Errettung des menschlichen Geschlechts“. Sie antwortet für die ganze
Menschheit mit Zustimmung und Bereitschaft. Wir sehen, wie achtsam der
Herr an diesem Feiertag Sorge trägt für unsere menschliche Freiheit. Er
fragt. Um Erlaubnis. Zu uns kommen zu dürfen. Um uns zu retten.

Der Heilige Philaret aus Moskau sagt über diese Worte, dass in ihnen
Texte mitklingen aus dem 1.Buch Mose, der Genesis, das wir heute gehört
haben: „Es werde…!“ (gleicher Wortlaut mit „es geschehe!“ auf Russisch).
So hat Gott die Welt erschaffen. Und mit der Schöpfung kam das Geschöpf
in die Welt. Mit den Worten der Heiligen Gottesmutter „Es geschehe…!“
(gleicher Wortlaut wie „es werde!“ auf Russisch) kam der Schöpfer in die
Welt. In der Welt, die in Sünde versunken, aber immer noch eine
wunderbare göttliche Schöpfung ist, kann man dieses „Es geschehe“ wie
einen Beginn übersetzen. Man kann es aber auch als Grundlage ansehen,
als Grundlage für unsere Rettung, die mit diesem Feiertag beginnt. Mit
diesem Feiertag beginnt das Leben des Herrn unter uns, in diesem kleinen
Punkt unter dem Herzen der Gottesmutter kommt Gott in unsere Welt. Die
Gottesmutter wird zur Tür, indem er sie als menschliches Wesen zum
Tempel der Gottheit werden lässt, damit Er, die Leiter hinabsteigend,
durch diese Tür auf die Erde kommen kann. Über diese Bilder haben wir
gestern gehört im Abend-Gottesdienst, in den Paroemien, den
alttestamentarischen Weissagungen dieses Feiertages.

„Der Herr ist mit uns!“ – das ist die größte Freude dieser Feier. Wie
sehen, dass wir diese Freude heute feiern. Gleichzeitig verdichten sich
Wolken von Versuchungen um uns herum. Wir erleben, wie wir uns genauso
leicht in den Segnungen der Zivilisation baden, wie wir uns im Pisspott
vom „Fischer und seiner Frau“ wiederfinden. Der Herr sagt: „Sei bei
deiner Familie in dieser Zeit! Denke darüber nach, was Familie für dich
bedeutet und was dir deine Familie bedeutet!“ Sehr oft ist die Familie
doch nur ein Ort, an dem man sich trifft, aber völlig fremde Menschen
sich treffen, die Nacht unter einem Dach verbringen, wieder
auseinandergehen, zurückkommen, still vor dem eigenen Fernseher oder
Computer sitzen, selten ein wenig miteinander streiten, dann wieder
auseinander streben, und jeder seiner Wege geht. So sieht es doch oft
aus, unser Familienleben. Der Herr sagt uns: „Wenn ich jetzt die Kirchen
schließe, lasst eure Familien sich wieder daran erinnern, was die
häusliche Kirche ist! Die Kirche ist jetzt dort, zuhause. Lernt zuhause
beten! Lernt zuhause darüber nachzudenken, worin die göttliche Berufung
der einfachen, alltäglichen Lebenserscheinungen und -handlungen
besteht!“

Und wir sehen, dass die Welt eine ganz besondere, schwierige Erfahrung
macht. Viele von uns haben noch die sowjetische Diktatur erlebt, als der
Mensch ein Rädchen im System zu sein hatte, ein Bolzen, eine
Schraubenmutter. Und wir erleben heute zum Teil in uns Übrigbleibsel
dieses Rostes, dieser großen, einheitlichen Kolchose. Zur gleichen Zeit
sehen wir, wie heute versucht wird, unsere Welt in eine große, folgsame,
digitale Kolchose zu verwandeln. Und jeder wird heute wieder nicht nur
zu einem Rädchen, sondern noch zu einem Fädchen eines globalen Netzes,
das um die Welt gelegt wird. Und während der Zeit, die wir jetzt haben,
legt uns der Herr nahe, erlaubt Er es uns, zu erspüren, die zarte Grenze
unseres Daseins. Natürlich verstehen wir, dass die digitalen
Technologien nicht nur Fesseln der Unfreiheit sind, sondern auch die
Saiten sein können, auf denen König David seine Psalmen sang. So können
auch wir Gott loben mithilfe solcher Technologien. Aber hier gibt es
eine es feine Grenze, an die wir zu dieser Zeit erinnert werden: dass
die Saiten sich nicht in Fesseln verwandeln dürfen!

Und gebe Gott, dass wir heute empfinden, dass jedem Christen zur Freude
dieses Feiertages zwei Flügel erwachsen, die keine Fessel binden können.
Diese Flügel heißen Martha und Maria. Maria, als eine innere
Herzensschau des Menschen. Ein Herz, das Gott hingegeben ist, nicht den
Vergnügungen des endlosen Netzes, durch das sich der Feind in unseren
Seelen unserer Rettung so leicht bemächtigt, so unbegrenzt und
hürdenlos. Und der zweite Flügel, das ist Martha. Das ist unser Handeln,
das ist unser tätiges Christentum. Nicht zufällig hören wir bei allen
Feiertagen der Heiligen Gottesmutter, außer heute, den Evangelientext
über Martha und Maria. Denn so war die Gottesmutter. Sie lehrt uns
nichts zu fürchten und Gott zu folgen. Wir sehen, dass Ihr Leben
ausgesprochen schwer war. Dabei war sie ein glücklicher Mensch, denn in
Ihrer Seele war Gott. Und gebe Gott, dass wir Ihr heute gleich werden.
Wenn wir die Worte fühlen, die Gott an uns richtet: „Und siehe, ich bin
bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“, wenn wir fühlen, wie er bei
uns ist, dann können wir nichts fürchten. Dann haben wir vor nichts
Angst, vor Ängsten nicht, vor Krankheiten nicht, vor keinen
apokalyptischen Weissagungen oder Symbolen. Wir fühlen dann, dass der
Herr bei uns ist. Und dann können wir mit der Gottesmutter sagen: „ich
bin Diener“ des Herrn, und „mir geschehe, wie Du gesagt hast, es
geschehe Dein Wille“.

Gebe Gott, dass wir aus der Tiefe des Herzens diese Worte der
Gottesmutter nachempfinden können, die Sie uns allen heute sagt, dass
diese Worte unsere Worte werden, dass wir durch das innere Empfinden
dieser Worte Ruhe, Frieden und Trost finden, dass alle Ängste weichen
durch diesen inneren Gedanken, durch die Erinnerung daran, dass der Herr
bei uns ist.

Gottes Segen uns allen! Ich gratuliere Euch zur Mariä Verkündigung! Möge
diese Feier das Herz eines Jeden von uns berühren! Ich danke Euch,
behüte Euch Gott!

Predigt vom 5.4.20

8.04.2020 | Thema: Predigt |

Originale Version der Predigt (russisch): https://www.hamburg-hram.de/letopis/slovo-protoiereya-sergiya-baburina-05-04-2020/15341.html

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Ich gratuliere Euch zu diesem Sonntag, liebe Brüder und Schwestern! Heute nehmen wir wahr, wie nur noch zwei Wochen bis Ostern bleiben. Und in dem Evangelientext, der uns heute gegeben wurde, dem Ausschnitt aus dem Markus-Evangelium, da spricht der Herr zu seinen Jüngern und uns allen: „Siehe, wir gehen hinauf, gen Jerusalem“. Dieser Einzug nach Jerusalem bezieht sich einerseits auf eine geographische Begebenheit: Jerusalem liegt über dem Meeresspiegel. Und um als Pilger nach Jerusalem zu kommen, braucht es einige Anstrengung für diesen Aufstieg. Andererseits wissen wir, dass es auch für das geistige Leben einen Aufstieg bedeutet. Der Herr spricht davon, dass eine Zeit beginnt besonderer innerer Sammlung für den Aufstieg nach Jerusalem, für den Aufstieg zu den Tagen der Karwoche. Und die heutigen Texte, die heutige Liturgie sprechen darüber, wie unterschiedlich dieser Aufstieg sein kann.

Wir wissen, dass die Heilige Maria von Ägypten auch nach Jerusalem aufgestiegen ist. Gerade ihr Wunder steht in Verbindung mit dem Aufstieg nach Jerusalem. Sie machte sich auf, um dort eine angenehme Zeit zu erleben. Wir wissen, dass sie in ihrer Kindheit das Eine oder Andere über Gott und den Glauben gehört hatte. Vielleicht hatte sie in ihrer Seele kindliche Erlebnisse, als sie sich nach Jerusalem aufmachte. Aber sie hatte nicht vor, ihr vorheriges Leben aufzugeben. In der Beichte beim Starzen Zosima, von der wir aus der Vita des Starzen Zosima wissen, gesteht sie, dass sie noch auf dem Weg nach Jerusalem sich all ihren gewohnten Sünden hingegeben hat. So ist das bei uns auch oft: der Aufstieg zu einem geistigen Leben wird nicht selten als Teil einer Tradition wahrgenommen. Als eine Art persönlichem Osterkuchen-Dasein, das wir sehr gerne mögen, und dazu kommt dann halt noch der Kreuzgang. Manchmal rufen Menschen an, und sie haben so ein Durcheinander im Kopf, und es wird deutlich, dass sie wirklich gar nichts verstehen, und fragen: „Und wann ist unser Oster-Kreuzgang?“. Das heißt, die Menschen brauchen diesen Kreuzgang, Ostereier und den Osterkuchen. Aber ihr Leben ändert sich dabei überhaupt nicht. Aber gerade durch das Beispiel der Heiligen Maria aus Ägypten glauben wir, dass der Herr das Herz eines Jeden von uns berührt, selbst von denen, welche parallel ausgesprochen irdischen Gedanken nachhängen. Wir glauben, dass auch so ein Mensch, vielleicht völlig unerwartet für sich selbst, dass auch so ein Gläubiger die Gnade Gottes erhalten kann, die uns liebt und rettet.

Wir hören heute auch über das Verhalten der Jünger. Dreieinhalb Jahre begleiten sie den Herrn und hören Seine Worte, werden zu Zeugen von Geheimnissen des Evangeliums. Und wir sehen, dass Jakobus und Johannes in den Vordergrund der Erzählung gerückt werden, zwei Brüder, denen der Herr viele Geheimnisse seines Lebens anvertraute. Sie waren zu diesem Zeitpunkt schon Zeugen geworden von der Auferstehung der Tochter des Iairus. Und sie waren schon für würdig befunden worden bei der Verwandlung des Herrn auf dem Berg Tabor dabei zu sein. Und ihnen nun sagt der Herr, dass er nach Jerusalem aufsteigen wird. Und sie verstehen, dass ein Gipfel des irdischen Dienens des Erretters erreicht wird. Aber immer noch ist ein Rest vom alten Bewusstsein übrig, dass es sich um ein Himmelreich auf Erden handelt. Er sagt ihnen, dass Ihm Leiden bevorsteht, Verrat, Qualen, dass all dies kommen wird, auch der Tod am Kreuz. Aber sie verstehen es entweder als Allegorie, oder sie sind schon so an Wunder gewohnt: wenn er selbst schon so Viele hat wiederauferstehen lassen, wird es ihm doch auch selber nicht schwer sein wieder aufzuerstehen, auf jeden Fall bedeutete dies alles in ihrem Bewusstsein den Beginn seines Reiches. Sie hören nicht mal das Wort „Leiden“, sie hören und verstehen das Wort „Reich“, dass sein Reich komme. Und sie haben nicht begriffen, dass dieses Reich nicht von dieser Welt sein wird. Und im Bewusstsein, dass ein Gipfel erreicht wird im irdischen Dasein des Erretters, wenden sie sich an Ihn mit der Bitte sich zur Linken und zur Rechten seines Throns setzen zu dürfen. Wir sehen, dass selbst Menschen, die dem Herrn so nahe waren, bestrebt sind, ihre irdischen Bedürfnisse zu stillen, ihre irdischen Bestrebungen und Ziele zu verfolgen. Sie wollen in dem neuen Reich, wenn der Herr auf Schild und Banner erhoben wird, und die Stellung der Jünger unter den Menschen hervorgehoben sein wird, sich seines Versprechens versichern. Und der Herr sagt ihnen Worte, die auch für uns wichtig sind: zum Einen ernüchtert uns der Text, indem der uns daran erinnert, dass auch wir irdisch verhaftete Menschen sind. Auch wir bitten gerne um Hab und Gut, um Gesundheit, darum dass uns Krankheiten meiden, dass wir alle gesund, satt und glücklich sind. Damit treten wir oft an den Herrn heran. Und er wiederholt uns traurig, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Dass er nicht dafür nach Jerusalem aufgestiegen ist, ans Kreuz, damit wir alle ein wenig mehr Geld verdienen und ein angenehmes Leben führen können.

Die Worte, die er seinen Jüngern nun spricht, sind auch sehr wichtig: „Zwar ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, da ich mit getauft werde, …“. Was bedeuten diese Worte? Der Herr spricht, und das ist so eine östliche Besonderheit zu sprechen in Doppelsätzen. Im Grunde ist es das Gleiche: der Kelch und die Taufe — ein gewisses Eintauchen ins Leiden. Der Herr sagt in Ruhe seinen Jüngern und somit auch uns allen heute, dass die Nachfolge Christi, der Aufstieg nach Jerusalem, in bestimmtem Maß auch die Fähigkeit und Bereitschaft bedeutet, die Leiden und Schwierigkeiten, die uns in unserem Leben begegnen, zu ertragen, traurige Gedanken, uns selbst in dunklen und traurigen Zeiten zu ertragen, so wie Er es tat, und damit Seinen Kelch zu teilen. Und natürlich ist ein Gipfel der Nachfolge Christi, und darüber hören wir eben heute auch, im Leben der Heiligen Maria aus Ägypten zu finden. Wie dieser Mensch alles hinter sich lassen konnte, um dem Herrn zu folgen. Mit ihrem Aufstieg nach Jerusalem begann auch ihr Abstieg von dort. Sie hat in Jerusalem das Wunder ihrer Berufung durch den Herrn erfahren. Sie begibt sich von dort in die jordanische Wüste, überschreitet den Jordan und beginnt ihre Askese. Hier wird der Übergang über den Jordan zum symbolischen Bild.
Jeder von uns muss seinen Jordan überschreiten, dem Herrn nachfolgen. Das ist dieses alte Leben, in dem es zu viel von dem Irdischen gab, zu viel Jagd nach einfachem menschlichen Glück. Auch solches Glück braucht es in unserem Leben, alle brauchen wir es, wir suchen es und wir erhoffen es uns, aber wir dürfen es nicht ins Zentrum unseres Lebens stellen und den Herrn immer nur darum bitten, dass er es uns erhalte und nichts es bedrohen könne. Das Beispiel der Heiligen Maria von Ägypten ist ein Beispiel dafür, dass jeder Mensch, der Christus nachfolgt, bereit sein muss, das, was sein früheres Leben ausgemacht hat, hinter sich zu lassen. Alles das, was vor der Taufe war, alles das, was vor Christus war in unserem Leben.

Und gebe Gott, dass diese zwei Wochen, die uns vom Osterfest trennen, unser Leben erfüllen mit Eifer, Fleiss und einem Verständnis dafür, was der Herr auf sich nimmt. Wir feiern nicht einfach nur Ostern, wir versuchen Seine Leiden mitzufühlen in diesen folgenden Tagen unseres Lebens. Noch eine Woche trennt uns von der Karwoche. Lasst uns versuchen, so oft wie möglich diese Tage mit ihren Lehren gemeinsam innerlich zu durchleben.

Und noch eine freudige Nachricht: am Dienstag, zur Mariä Verkündigung, gibt es die Möglichkeit, der Liturgie in einem Online-Livestream beizuwohnen und, wenn auch ferngehalten von der Kirche für eine bestimmte Zeit, doch ein wenig teilzuhaben aus der Ferne an der Heiligen Liturgie.

Gottes Segen uns allen, liebe Brüder und Schwestern! Behüte euch Gott, freut euch in geistiger Freude, seid nicht traurig, gebt nicht auf und lasst uns uns selbst zu inneren Schritten unserer geistigen Arbeit zwingen. Behüte euch Gott!

Orthodoxe Telegram Chatgruppe für Kindern und Jugendlichen

30.03.2020 | Thema: Tagebuch |

Liebe Gemeindemitglieder,

in unserer Gemeinde wird aktiv mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet.

Um dies auch weiterhin aufrechtzuerhalten, hat die Gemeinde eine Chatgruppe auf der Plattform „Telegram“ erstellt.

Diese Gruppe wird von unserem Priester Vater Ioann Suchonyak und weiteren Pädagogen betreut und soll sich vorallem auf den Austausch mit Kindern und Jugendlichen (zwischen 10-18 Jahren) zu verschiedenen Themen dienen.

Als Hauptinhalte der Gruppe sind folgende Punkte vorgesehen:

– Beantwortung von Fragen durch Priester Ioann.

– Vermittlung von Grundlagen des orthodoxen Glaubens.

– Lesen und Erklären der Bibel durch den Priester.

– Gemeinsames Schauen und Besprechen von themenbezogenen Filmen.

– Weitere thematische Diskussionen, die von den Teilnehmern eingereicht werden können.

Die Kommunikation in der Gruppe läuft in Form eines Chats ab. Um diese möglichst geordnet zu halten, sind in der Gruppe bestimmte Regeln aufgestellt, welche dort auch einzusehen sind.

Beim Eintritt in die Gruppe bitten wir jeden Teilnehmer, sich einmal mit Namen und Interessen/Hobbys vorzustellen. Dies dient der Übersicht und dem besseren Kennenlernen innerhalb der Gruppe.

Den Link zum Gruppenbeitritt finden Sie hier:

https://t.me/naschkovceg

Falls Ihr Kind kein Telegram besitzt und es aber trotzdem gerne der Gruppe beitreten wollen würde, ist hier der Link zum Download auf der offiziellen Seite von Telegram:

https://telegram.org/

PS: Da es sich vorrangig um eine Kinder- und Jugendlichengruppe handelt, ist das Beitreten von Eltern nicht erwünscht.

Ikonenmalerei Intensivkurs

26.02.2020 | Thema: Tagebuch |

Am 16. März 2020 laden wir alle Interessenten zu einem Ikonenmalkurs ein. Der Kurs findet in der Kirche des Hl. Johannes von Kronstadt zu Hamburg statt.

Für die Teilnahme melden Sie sich unter dieser Telefonnummer: +49 176 42733619 (Fedor Baburin) 

Schreiben Sie einfach eine Nachricht mit Ihrem Namen und gewünschter Unterrichtszeit (Morgens oder Abends) per SMS oder WhatsApp. 

 Was haben wir vor?

 In diesem Malkurs werden wir 5 Tage lang diese schöne Ikone vom Engel „Das goldene Haar“ malen. 

Tauchen Sie in angenehmer Atmosphäre in die Spiritualität des Ikonenmalens ein. Unter der professionellen Leitung des Ikonenmalers entstehen in kleinen Intensivkursen von ca. fünf Teilnehmern eigenhändig gemalte Ikonen in Byzantinischer Tradition.

Bei der Arbeit werden die Teilnehmer genaustens unterwiesen, weshalb Vorkenntnisse im Malen nicht erforderlich sind. Im Kurs wird zudem das Verständnis für die Theologie der Ikone vermittelt.

Alle benötigten Arbeitsmaterialien werden im Kurs zur Verfügung gestellt. Am Ende des Kurses werden die Teilnehmer ihre garantiert gelungene Ikone mitnehmen können.

Es werden zwei Gruppen gebildet, die jeweils immer am Vormittag oder Nachmittags unterrichtet werden. Die Teilnehmer kommen dann alle 5 Tage lang Vormittags oder Nachmittags.

1.Gruppe: 9:00 – 13:00 Uhr 

2.Gruppe: 16:00 – 20:00Uhr (mit je 15 Minuten Pause)

Kosten:

250 Euro (Alle nötigen für die Arbeit Materialien sind im Preis bereits enthalten! – Das Brett, Farben usw.)

Ermäßigung nach persönlicher Rücksprache im Einzelfall möglich

 Wir bitten alle Teilnehmer eine Tischlampe mitzubringen.

  Die Vortragssprache in diesem Kurs ist Russisch

Ikonenmaler Fedor Krasmik

Das Christentum – die unverstandene Religion. Lehrbrief: Wer ist Gott?

3.05.2018 | Thema: Tagebuch |

Auf Anregung des hochwürdigen Erzpriester Vater Sergej der Gemeinde des Heiligen Johannes von Kronstadt zu Hamburg und mit seinem persönlichen Segen sollen wesentliche Wahrheiten des Christentums und damit eine Darlegung der Lehre Christi angesichts der im westlichen Europa bestehenden Unkenntnis und Entfremdung in das Bewusstsein der Menschen gerufen werden. Es ist innerhalb der letzten Jahrzehnte zu beobachten, wie diese Unkenntnis und Entfremdung vom einst gänzlich christlich geprägten West – Europa mit einer rasanten Geschwindigkeit voranschreitet und sich eine immer größere geistige Not ausbreitet, die die Menschen Ersatz suchen lässt in einem z. B. grenzenlosen Materialismus, Individualismus, d. h. einer extremen auf sich Bezogenheit, die den anderen Menschen als Mitmenschen gar nicht mehr wahrnimmt. Man erlebt eine Art Hilflosigkeit vieler Religionsgemeinschaften, die eigentlich schon aufgegeben zu haben scheinen, da ihre Mitglieder nicht mehr aktiv den Glauben vertreten, respektive ihn ganz einfach nicht mehr kennen.

Was nützt es mir, wenn ich zwar fleißig meine Kirchensteuer entrichte und Weihnachten – gerührt von der Atmosphäre – mich als Christ – wenn überhaupt – besinne, dieses aber im übrigen Jahr einfach aus meinem Leben ausblende, denn es gibt ja so unendlich viele Möglichkeiten, mich mit Nebensächlichkeiten abzugeben und dabei aber mein Christsein überhaupt nicht mehr zu leben, weil mir dieses nicht hinreichend in mein Bewusstsein implantiert ist. Was nützt es dem Menschen, wenn man ihm zu essen und zu trinken gibt, aber ihm nicht sagt, warum er essen und trinken soll, dann führen wir ein sinnentleertes Leben, denn nur wenn wir wissen, warum wir essen und damit leben, dann ergibt unser Leben auch einen Sinn.

Als Christ lösen wir eine Eintrittskarte! Diese Eintrittskarte ist die Taufe, die uns zu Christen macht und damit uns verpflichtet, auf Gott gerichtet zu leben!

Was sagt nun unser Glaubensbekenntnis in seinem ersten Satz:

„Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allherrscher, den Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und Unsichtbaren,…“

Der Glaube ist zunächst einmal etwas ganz Persönliches, deshalb verwenden wir auch im Deutschen die „Ich – Form“, d. h. die I. Person Singular. Freileich sei angemerkt, dass die ursprüngliche Form „Wir“ war, weil das Glaubensbekenntnis im Rahmen des offiziellen Gottesdienstes gebetet wurde. Es stellte also das Bekenntnis der gesamten vor Gott sich als Einheit fühlenden Gemeinde dar, insofern ist es auch erklärbar, den Plural zu verwenden, aber dem ist entgegen zu halten, dass das Bekenntnis vor Gott auch allein außerhalb der – wie wir sagen – Göttlichen Liturgie erfolgen kann, es somit etwas ganz Persönliches darstellt, denn „ich“ als Individuum wende mich an Gott und damit kann ich mich nicht in eine Masse einreihen oder in einer Masse verbergen. Bedenken wir auch, dass der letzte Kontakt, den wir als Lebende zu Gott haben, ein Ich – Bezug ist, d.h. wir treten als Individuum in unmittelbare Verbindung mit unserem Schöpfer, wenn unsere kurz bemessene Zeit hier auf Erden zu Ende geht.

Wer ist nun dieser Gott, an den ein Christ glaubt?

Gott ist zunächst einmal in einer Überstimmung rechtgläubiger theologischer Lehren reiner Geist, d. h. er ist nicht sichtbar, aber er manifestiert sich durch die Schöpfung, die seinem Willen und seiner Macht unterliegt. Wenn Menschen sich versuchen ein Bild von Gott zu machen, so ist das legitim, denn der Mensch benötigt etwas, das er sich vorstellen kann. So begegnen uns häufig Vorstellungen und Abbildungen von Gott als einem alten, gütigen Mann mit langem weissen Bart. Wir bekommen so eine Vorstellung eines – ich möchte salopp formulieren – gutmütigen Urgroßvaters, der die Schwächen der Menschen kennt und sie ihnen nachsieht. Diese Vorstellung liegt auf der Hand, aber sie trifft nicht den Kern. Wenn wir so platt und einfach, wie Nikita Chrutschow denken, der seinen ersten Kosmonauten, als er aus dem Weltraum zurückkam, fragte: „Und hast Du Gott gesehen?“, dann zeugt diese Frage allein von einer respektlosen und lästerlichen Haltung, denn wir kennen aus der Darstellung der Ikonen Gott, Jesus Christus und die Gottesgebären und immerwährende Jungfrau Maria als aus den Wolken herausschauend und auf die Erde und damit auf die Menschen blickend. Diese Darstellungen sollen uns als Menschen, die wir nur ein Häufchen Elend sind, verdeutlichen, wer Gott z. B. ist, sie dienen uns lediglich als Hilfsmittel, das Unbegreifliche zu begreifen, denn was ist reiner Geist. Reiner Geist ist eine nicht sichtbare Materie und Macht, die in den Lage ist, in das Geschehen einzugreifen auf dieser Welt und es zu steuern. Hier führt sich auch die sogenannte feministische Theologie ad absurdum, denn wenn Gott reiner Geist ist, so ist die Frage, ob wir ihn als männlich oder weiblich betrachten, eine absurde Gedankenführung, die in der Tradition der Theologie keine Begründung findet, sondern der völlig sich von den Wurzeln entfernenden speziellen Theologie einiger Denominationen des Westens, die längst durch die Durchlöcherung der Philosophen des 18. und vor allem des 19. Jahrhunderts ihre Nahrung gefunden haben, sich so weit zu entfernen, dass aus Gott eine lächerliche allegorische Figur gemacht wird.

Gott aber ist nicht aus dieser Sicht erklärbar, denn wir übersehen dabei den strafenden und den richtenden Gott, so heißt es nicht umsonst in der Ektenie oder, wie wir im Lateinischen sagen, Litanei vor dem Herrngebet:

„Ein christliches Ende unseres Lebens, ohne Schmerz, ohne Schande, in Frieden, und eine gute Rechenschaft vor dem furchtbaren Richterstuhl Christi lasset uns erflehen.“ Wir beten: „Herr, erbarme Dich.“

Gott als Richter ist aus dem Bewusstsein des westlichen Menschen verschwunden, denn der gütige, milde Gott, wenn es ihn so überhaupt gibt, hat längst seinen Schrecken verloren. Bedenken wir aber eines: Gott hat uns in den Zehn Geboten – auf die an anderer Stelle eingegangen wird – eine klare Richtschnur gebeten, an die wir uns zu halten haben. Wir alle, jeder einzelne und da gibt es keine Gruppe, in die ich als Individuum mich gern flüchten möchte, wird vor Gottes Gericht treten und er muss Rechenschaft ablegen, wie die Heilige Schrift uns sehr eindringlich sagt, Rechenschaft für alles, was er unterlassen hat. Nehmen Sie ein Beispiel, warum gehen Sie achtlos an einem Bettler vorbei, ohne ihm etwas zukommen zu lassen? Sie werden vielleicht sagen oder denken: „Was geht mich das an, die sollen arbeiten wie ich!“ Sie gehen vorüber und haben kein schlechtes Gewissen, dann sind Sie bereits in Ihrem Herzen verhärtet, denn Gott wird Sie auch hier fragen: „Warum bist Du achtlos an einem Bettler vorüber gegangen?“ Gott verlangt von uns, dass wir unser Gewissen schärfen, denn je kritischer wir mit unserem eigenen Verhalten ins Gericht gehen, umso weniger Fehler – man kann auch Sünden sagen – werden wir begehen. Gott ist zwar durchaus der verzeihende Gott, den wir im Sakrament der Beichte wieder mit uns versöhnen können, aber wir müssen bestrebt sein – anders formuliert – wir müssen den guten Willen haben, Gottes Willen zu erkennen und nach seinen Geboten zu leben. Dazu gehört bei jedem von uns, dass wir barmherzig und demütig sind, denn Gott begegnet uns immer wieder mit seiner Barmherzigkeit. Erinnert sei hier an das Gleichnis des verlorenen Sohn in der Heiligen Schrift, das uns verdeutlichen soll, dass Gott sich über jeden, der zu ihm zurückfindet und der seinen Weg zu ihm findet, freut und ihn gern wieder aufnimmt. Leider fällt es uns heutigen Menschen so besonders schwer, Gottes Angebot anzunehmen und uns auf ihn und seine Heilige Kirche einzulassen, denn wir leben in einer völlig säkularisierten Welt, die in einem überzeugten Christen eine Art Sonderling sieht, den man belächelt. Menschen, die sich vorbehaltlos zu Gott bekennenden, sind im Westen rar geworden. Das ist die Arroganz des heutigen Menschen, wir können auch anders formulieren, der Widersacher Gottes ist auf dem Vormarsch und gewinnt hier im Westen eine Schlacht nach der nächsten, so dass das Bewusstsein für Gott und damit der Glauben am Schwinden sind, denn nehmen wir die Verhältnisse in Belgien. Dort ist ein gottloses und menschenverachtendes Gesetz eingeführt worden, ein Recht auf Euthanasie eines Kindes, d. h. Tötung eines Menschen, der nicht mehr leben kann oder will, eingeführt worden. Gott hat die Tötung oder – hart formuliert – den Mord an einem Menschen, zu dem auch der Selbstmord zu rechnen ist, verboten. Was stellen wir als Reaktion im einst christlichen Europa weitestgehend fest: Peinliches Schweigen, anstelle eines Aufschreis der Empörung. Ist das das ehemalige christliche westliche Europa?

Wir wundern uns über die unendliche Geduld, die Gott als Allherrscher, wie es im Glaubensbekenntnis heißt, aber wir dürfen sicher sein, diejenigen, die hierfür die politische Verantwortung tragen und den medizinischen Vollzug vornehmen, werden sich vor Gottes Richterstuhl finden. Hier sehen wir als krasses Beispiel, wieweit Gott und seine Lebensregeln bereits aus den Ländern des westlichen Europas verschwunden sind. Eine Pseudohumanität, die in den Nachwehen der Aufklärung wurzelt, wirkt als die Menschen und ihr ethisches Bewusstsein und Gewissen vergiftende Substanz, der nicht hinreichend entgegen getreten wird. Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde droht entthront zu werden durch neue Überzeugungen, die die Christen immer mehr in die Irre führen. Wie sollen wir hierauf reagieren? Nun, für uns als orthodoxe, d. h. rechtgläubige Christen bedeutet dieses, wir werden die Lehre unserer Kirche strikt befolgen und keinen Millimeter hiervor abweichen, dann werden wir auch die Kraft finden, zu diesen Auffassungen „Nein“ zu sagen. Wie sagt die Heilige Schrift: „Ihr werdet den Menschen ein Ärgernis sein.“ Nun, dann sei es so, dann wollen wir gern ein Stachel im Fleisch des Gender Main Stream sein und uns ihm entgegen stellen, denn er ist nicht vom Gott, sondern vom Diabolus getragen. Wir aber rufen dieser Welt zu und wir legen wie zur Zeit der über 80-jährigen Verfolgung durch den gottlosen Kommunismus Zeugnis ab und sagen: „Unterwerft Euch Gott und lasst Ihn in Eure Herzen. Öffnet Eure Herzen für Gott, dann wird er Euch erhören und Ihr werdet eine gute Rechenschaft vor seinem furchtbaren Richterstuhl abgeben.“

Gott ist aber nicht nur der Allherrscher, sondern er ist auch „Schöpfer“ dieser Welt, das heißt alles, jedes Wesen untersteht ihm und seinem Willen. Die Heilige Schrift sagt uns: „Und Gott sprach: Es werde Licht.“ So geschah es. Gott hat als reiner Geist die Macht diese Schöpfung, deren Teil der Mensch, die Tiere, die Pflanzen und somit die gesamte Natur sind, aus seinem Willen erschaffen. Absurde Erklärungsversuche vom Urknall oder Darwins „Theory of Evolution“, ja, ja, alles gut und schön, aber nur Theorien, die die Menschen erdacht haben, um sich von Gott als Schöpfer und Allherrscher zu lösen und so seinen Willen besser missachten zu können. Glauben Sie ganz persönlich etwa, dass Gott wissenschaftlich erklärbar ist. Ich möchte Sie auf Goethes „Faust“, dem Klassiker des Bildungsbürgertums verweisen, in dem der kleine Student vor dem großen Dr. Faustus, der sich durch enormes Wissen auszeichnet, und in die Wissenschaft eingeführt werden will. Dr. Faustus hat es längst verstanden: Was ist die Wissenschaft? Sie ist, wie ein Käse, durch den man sich durchisst, kommt man am anderen Ende wieder heraus, dann stellt man fest, dass zwar etwas war, aber letztlich nichts geblieben ist. Nein, es kann auch nichts bleiben, denn der Glaube kann Gott nicht ersetzen. Wie sagte doch ein Theologe der römischen Kirche: „Christus war kein Theologe.“ Was für eine unendliche Versteigung und Dummheit spricht aus diesem Denken, die Theologie versucht Gott zu erforschen und dieser Dummkopf – Theologe, so muss ich ihn nennen, erdreistet sich, zu einer solch gotteslästerlichen Aussagen und fühlt sich dabei auch noch prächtig vom Beifall einer gottlosen Zeit getragen.

Gott, möge sich uns aller erbarmen und unsere Herzen demütig machen, auf das wir den Weg zu ihm finden und uns ihm als Allherrscher und als Alpha und Omega unterwerfen.

Gerd Holger Wuerfel, M.A.

S. H. Patriarch Theophilos III von Jerusalem und Ganz Palästina warnt eindringlich vor einem Gesetzentwurf des Israelischen Staates, der die Lage der Christen gefährdet

7.12.2017 | Thema: Tagebuch |

Wir haben als griechisch orthodoxer Patriarch seit 2005 gedient und Wir haben die große Ehre bei Ihnen zu sein, in dem Wir die Christlichen Gemeinschaften der Heiligen Stadt Jerusalem repräsentieren, die Wiege des Christentums ebenso wie unsere Kirche deren Wurzeln zurück zur ununterbrochenen Herkunft seit der Entstehung des Christentums im ersten Jahrhundert reichen.

Wir sind in das Vereinigte Königreich als Teil auf einer internationalen Reise und Mission gekommen, um uns zu reffen mit führenden religiösen Oberhäuptern, Staatsoberhäuptern und Politikern. Wir haben das Mandat aller Kirchenführer des Heiligen Landes, um unser Anliegen zu übermitteln und das Bewusstsein zu erwecken im Hinblick auf die Herausforderungen, denen wir als christliche Gemeinschaft in Jerusalem unterliegen.

Während der letzten Wochen trafen Wir uns mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus und wir trafen Papst Franziskus. Wir berichten Ihnen heute, was Wir jenen unterbreiteten. Wir haben auch diese Sorgen vorgetragen König Abdulla II von Jordanien, dem Erzbischof von Canterbury Justin Welby und Kardinal Vincent Nichols Erzbischof von Westminster.

Jüngst mussten Wir sehen die Bedrohung durch eine Politik, die die Christliche Präsenz unterminiert und den Frieden in der Heiligen Stadt Jerusalem destabilisiert. Der „Status Quo“ bestimmt und hat garantiert die Rechte von Juden, Christen und Muslimen erbaulich und friedlich zusammen  zu leben in Jerusalem während Jahrhunderten, dieses ist jetzt in großer Gefahr. Diese Übereinkunft hat sichergestellt unsere religiösen Freiheiten und den Zugang gesichert zu den Heiligsten Plätzen für alle Menschen und wird so schwerwiegend unterminiert. Wenn Wir nicht zügig handeln, wird es zu spät sein. Das Resultat wird katastrophal sein. Bevor Wir schweigend da stehen, geduldig und schweigend  eine scharfe Kampagne gegen uns und gegen unsere Kirche ertragen, erheben Wir unsere Stimme. Jeden Tag begegnen uns falsche Beschuldigungen, Verdächtigungen und Unterstellungen. Unsere Verfolger greifen unser Erbe und unsere Integrität an. Heute bedeuten unser Ruf und die Ergebenheit zu unserem Herren: Wir können dieses nicht länger akzeptieren und dies hat uns bewogen, unser Schweigen zu brechen und schlicht zu sagen: Genug ist genug!

Vierzig irregeführte Mitglieder der Knesseth unterzeichneten letztes Jahr einen Gesetzentwurf zur Debatte im Israelischen Parlament das, sollte dieses verabschiedet werden, auf schwerste Weise die Rechte der Kirche beschränken würde, frei und unabhängig über Ihren Grund und Boden zu verfügen. Was noch beunruhigender ist, ist die Möglichkeit der Beschlagnahme, was ein klarer Widerspruch ist zu den fundamentalen Prinzipien des Staates. Dies Gesetz ist ein Anschlag auf die Freiheit und Unabhängigkeit der Kirchen, die den Christen gedient und sie unterstützt haben im Heiligen Land seit 2000 Jahren. Sollte der Entwurf Gesetz werden, wäre dieser eine klare Verletzung des „Status Quo“ und ergänzend diverser internationaler Verträge. Des Weiteren, während Wir hier heute sitzen, ist eine Gruppe radikaler Siedler dabei, die Christen aus Jerusalem zu vertreiben.

Diese Gruppe hat ihre verworfenen Aktionen intensiviert, Kircheigentum zu enteignen. Die jüngste solche Handlung ist der „Jaffa Gate Fall“. Die Aktionen dieser Gruppen in diesem Fall wurden hergerufen durch eine jahrzehntelange juristische Auseinandersetzung, die unglücklicherweise in  eine fehlerhafte Entscheidung mündete trotz unleugbarer Beweise, die durch das Team der Juristen des Patriarchats präsentiert wurden. Diese Entscheidung, sollte sie aufrecht erhalten bleiben, hat einen negativen Effekt auf das eigentliche Herz des Christlichen Stadtteils in der Altstadt von Jerusalem und des Weiteren im Hinblick auf die Christliche Bevölkerung und  wird  reduzieren den Zustrom der Pilger zu den Heiligen Christlichen Stätten. Des Weiteren wird es zu einer Steigerung der Spannungen in Jerusalem führen, was Politiker, religiöse Führer und Gemeindemitglieder so einhellig versucht haben zu reduzieren.

Im September gaben die Oberhäupter  der Kirchen eine Stellungnahme heraus, die besagte: „Wir können nicht stark genug hinweisen auf die sehr ernste Situation der jüngsten systematischen Anschläge auf den Status Quo, die diese auf die Integration Jerusalems gehabt haben und das Wohlergehen der Christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land ebenso für die Stabilität unser Gesellschaft.“

Wir verbleiben voll ergeben aufrecht zu erhalten unsere pastoralen Pflichten und  die spirituelle Mission, die uns der Allmächtige Gott anvertraut hat, auch als Wir uns gegenüber sahen diesen unerwarteten und schockierenden Angriffen gegen unsere Historie und Integrität. Wir versichern unseren Brüdern und Schwestern im Heiligen Land, dass wir unserer Mission treu bleiben, Wächter und Diener des Heiligen Grabes Christi und aller anderen Heiligen Stätten zu sein. Wir werden alles in unserer Macht stehende unternehmen  und aufrecht zu erhalten den Status des Eigentums des Patriarchates und unserer brüderlichen Kirchen und wir werden unbeirrt fortfahren, die Präsenz des Christentums in unserer Region zu schützen.

Nachdem die Unterstützung aller Kirchenführer im Heiligen Land, König Abdullas II von Jordanien, Patriarch Bartholomäus und Papst Franziskus vorliegt, wurden wir hier von S. E. dem Erzbischof von Canterbury und S. E. Kardinal Vincent bestärkt und jetzt werden Wir uns an noch mehr religiöse Führer und Staatsoberhäupter wenden, unsere gerechte Sache zu unterstützen.

Wir beten zu Gott dem Allmächtigen uns und unsere Politik in diesen scharfen und schwierigen Zeiten zu stärken. Wir danken Gott für alle, die uns helfen zu schreiben und sich unser Anliegen zu eigen machen. Möge Gott all unsere Bemühungen mit Erfolg krönen, so dass Gerechtigkeit geschieht und Gottes reiche Früchte und Segen kommen über uns alle. Ich danke Ihnen allen.

Quelle: Youtube.com – 02.11.2017 –

Übersetzt von Gerd Holger Wuerfel, M.A. (Universität Hamburg)

Hinweis: Der Übersetzer hat weitestgehend die  Struktur des Englischen zu wahren gesucht.

Artem braucht Ihre Hilfe!

24.11.2017 | Thema: Tagebuch |

Liebe Brüder und Schwester,

vielen Dank für Ihre Teilnahme an der Behandlung von Artem Pervykh.

Vor Kurzem hat Artem einen Rückfall der Krankheit erlitten. Die durch gemeinsame Anstrengungen gesammelten Mittel haben für die Operation gereicht. Artem hat nun angefangen, sich von der Operation zu erholen. Allerdings hat er noch eine Bestrahlungstherapie, Rehabilitation und noch eine weitere Operation innerhalb eines Jahres vor sich.

Für Ihre weitere finanzielle Unterstützung Artems wären wir Ihnen sehr dankbar!

Das Spendenkonto wurde bereits eingerichtet:

Russ. Orth. Kirchengem. e.V.
Für Artem Pervykh

IBAN: DE93200800000930111201
BIC(SWIFT): DRESDEFF200
COMMERZBANK

Falls Sie eine Spendenbescheinigung benötigen, wenden Sie sich bitte an das kirchliche Büro, welches Ihnen das Dokument erstellen kann (info@hamburg-hram.de).

Erzpriester Sergij Baburin

Hamburg, den 22.11.2017       

Orthodox als deutsch sprachiger Christ, geht das?

15.11.2017 | Thema: Tagebuch |

Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn im Territorium des Patriarchen von Rom ist bis zur Spaltung der Christenheit im Jahre 1054 die orientalische Richtung des Christentums nicht präsent gewesen. Hierfür gab es auch keinen Grund, da der römische Patriarch – abgesehen von geringfügigen Verwerfungen – sich in der voller Einheit im Glauben mit den übrigen Patriarchen der Kirche Christi befand. Der Glaube war also als solcher völlig unberührt und kannte eigentlich nur die sprachlich, aber u. U. auch theologische Separierung zwischen der griechischen Sprache und später der lateinischen. Hier wird bereits eines deutlich: Die griechische Sprache ist die theologisch relevante, während die lateinische von Seiten der Griechen als ungebildet empfunden wurde, gleichwohl ist diese zur hervorragenden Gottes- und Bildungssprache des westlichen Bereiches der Kirche Christi geworden. Die Einheit im Glauben fand folglich ihren Ausdruck in zwei theologisch relevanten Basissprachen: dem Griechischen und dem Lateinischen, aber in der völligen Einheit in den Dogmen, die seit den sieben ökumenischen – allumfassenden – Konzilen ihre Verbindlichkeit für die gesamte Christenheit gefunden haben, gab es Übereinstimmung. Unbeachtet bleiben in diesem Essay vorher eingetretene doktrinale Differenzen, weil diese wenig Einfluss auf die Gesamtkirche Christi hatten.

Aus dieser Einheit heraus gebrochen wurde der gesamte Bereich des lateinischen Patriarchen, da dieser für sich mehr als das, was ihm zustand, Ehrenprimas zu sein,  in Anspruch nahm und Teilsynoden (Konzile) durchführte, die zu einer Verwässerung oder offenen Verfälschung des Glaubensgutes führten. Hier seien im Wesentlichen nur zwei angeführt: Die Verfälschung des Glaubensbekenntnisses durch die Einführung des „filioque“, d. h. der Heilige Geist ginge vom Vater und vom Sohne aus und noch viel einschneidender die Neuaufstellung des Dogmas von der Unfehlbarkeit des römischen Patriarchen auf dem I. Vatikanischen Konzil, die zum völligen und nicht zu heilenden Bruch in der Lehre der Kirche Christi führte. Keinem einzelnen Menschen steht zu, an der  Stelle Gottes entscheiden zu können über Fragen des Glaubens und der Sitte. Dieses ist eine unglaubliche Anmaßung und Hybris, die den Einfluss des Widersachers Christi vermuten lässt, weil Gott das Maß und der Herrscher aller Dinge ist und niemand die juristische Kompetenz hat, Gott „vertreten“ zu wollen und an Seiner Stelle „Entscheidungen“ in Fragen des Glaubens und der Sitte treffen zu wollen. Dieses Recht ist allein  bei Gott selbst angesiedelt, respektive eingeschränkt bei der Gesamtheit der Bischöfe und hier auf ein allgemeines Konzil beschränkt, die auch in dieser Frage Grund zur Zurückhaltung haben, denn über solche Fragen kann letztlich nur Gott respektive der Heilige Geist durch die Gesamtheit der Bischöfe entscheiden. Diese Entscheidung ist als solche dann Ausfluss des Göttlichen Willens und damit nicht nur Wille, sondern  auch Gesetz Gottes zugleich, das jeder Christ zu achten hat, wenn er nicht dem Anathema verfallen will.

Das Anathema des römischen Patriarchen ist nun sicherlich nicht durch die „indirekte Verantwortung für die Gründung“  unzähliger protestantischer Denominationen festzustellen, die sämtlich aus der  Jurisdiktion dieses Hierarchen hervorgekommen sind, sondern durch die Irrtümer, denen die römische oder lateinische Kirche selbst unterlegen ist. Diese Irrtümer fußen in der falschen dogmatischen Rechtsfertigungslehre dieser kirchlichen Gemeinschaft. Wenn hier von „kirchlicher Gemeinschaft“ gesprochen wird, dann soll damit unzweideutig gesagt werden, dass das Kriterium Kirche Jesu Christi zu sein,   dort nicht in hinreichendem Maße erfüllt wird, denn dieses kann nur für die Kirche gelten, die den gesamten Glauben unverfälscht bis zum heutigen Tage bewahrt hat und sich allen Versuchen der Verfälschung oder Aufweichung widersetzt hat und auch in Zukunft widersetzen wird. Würde die Orthodoxie diesen Prinzipien nicht mehr folgen, wäre diese nicht mehr rechtgläubig, d.h.  orthodox.

Das Anathema oder der Kirchenbann und hat auch heute noch seine Gültigkeit. Es   ist zwar  korrekt, dass de jure durch den Patriarchen von Konstantinopel und den der römischen Kirche dieses „gegenseitig“ aufgehoben worden ist, aber dennoch kann nicht übersehen werden, dass es in eben doch keine Rückkehr des römischen Patriarchen in die Gemeinschaft der übrigen Patriarchen und damit die Wiedereingliederung in die Kirche Christi stattgefunden hat, weil ansonsten eine völlige Gemeinschaft de jure und de facto wieder hergestellt worden wäre. Das ist auch der Grund, warum zahlreiche orthodoxe Bischöfe diverser autokephaler Kirchen unzweideutig am Anathema zu Recht festhalten, denn es gibt keine Einheit mit dem römischen Patriarchen. Dieses ist eindeutig nicht der Fall und kann auch nicht de jure der Fall sein, da dieser kanonische Schritt einfach aussteht.

Der im Bereich des Occidentes, zu dem auch dieses Sprachgebiet zählt, es wird bewusst nicht, von einem Land als solchem gesprochen, denn die Zugehörigkeit zu einer Nation ergibt sich nicht zwangsläufig aus der Zugehörigkeit zu dieser, sondern sie manifestiert sich in der sprachlich kulturellen Zugehörigkeit. Hier liegt nun für einen Orthodoxen im Gebiet des „Westens“ das eigentliche Problem. Die Orthodoxie kennt autokephale Kirchen, die durch den gemeinsamen Glauben in völliger Einheit miteinander stehen, aber als solche eigenständig sind. Für einen Gläubigen aus dem Bereich des lateinisch geprägten Sprachgebietes kommt immer ein wesentliches Problem zum Tragen, in welcher Sprache soll er sich wieder finden, d. h. kann er sich z. B. in der kirchenslawischen Sprache als Gottesdienstsprache wiederfinden oder sollte die jeweilige nationale Sprache liturgisch verwendet werden, um so ein größeres Verständnis der Liturgie und damit des Glaubens zu erreichen?

Die russische orthodoxe Kirche ist hier recht unterschiedliche Wege gegangen. Nach der ersten Welle des Zuzuges in den westlichen Sprachraum folgte nach einem engen Festhalten an der kirchenslawischen Sprache als liturgischer Sprache vor allem in Frankreich in der dortigen russischen orthodoxen Kirche, die der Jurisdiktion des Patriarchen von Konstantinopel untersteht, eine sehr weitgehende Öffnung zum Gebrauch der Landessprache statt. In der russisch orthodoxen Auslandkirche unter dem Synod des Metropoliten von New York, die u. a. sehr stark in Deutschland präsent war und ist, wurde Deutsch als Liturgiesprache und  vor allem  als Predigtsprache verwendet. Nach dem zweiten großen Zuzug in den Westen erlebt man, die fast völlige Verwendung des Kirchenslawischen und des Neurussischen auch als Predigtsprache in den direkt dem Moskauer Patriarchat unterstehenden Gemeinden, weil hier die Verbindung zu dem ursprünglichen Herkunftsgebiet eine ausgesprochen enge ist und auch der Klerus weitestgehend in Russland selbst ausgebildet und geweiht wurde.

Für einen Christen aus dem westlichen Kulturbereich kommend, stellt sich die Frage, in wie weit er sich selbst sprachlich wiederfindet und wie er mit dem starken Gebrauch der Ursprungssprache auch als Predigtsprache zurechtkommt. In liturgischer Hinsicht bestehen hier keinerlei Probleme, denn die Abfolge und der Verlauf der Göttlichen Liturgie ist gleich bleibend. Es ist nicht so, wie es heute im Bereich der römischen Kirche ist, dass dem Erfindungsreichtum des Zelebranten keine Grenzen gesetzt sind. Wen es interessiert, wie dieser merkwürdige Reichtum aussieht, der möge einmal auf www. youtube.com schauen, was für Überraschungen dort zu finden sind.

Wenn man sich nun die Frage stellt, ob sich ein nicht der russischen, griechischen, arabischen Sprache etc. deutsch sprachiger Christ  dort wiederfindet, ist die Antwort relativ einfach: Ja! Der Glaube ist letztlich in jeder Sprache derselbe. Wenn man weiß, was liturgisch vollzogen wird, muss die Landessprache nicht unbedingt Berücksichtigung finden. Hier, man muss es einmal deutlich sagen,   war die römische Kirche bis 1962 ein gutes Vorbild, weil sie für die Einheitlichkeit der Liturgie in der ihr eigenen Sprache des Lateins sorgte. Die Gläubigen, egal welcher Muttersprache, konnten die gesamte Liturgie oder – wie die Lateiner sagen  – Heilige Messe- an Hand eines zweisprachigen liturgischen Werkes – im Deutschen Schott-Messbuch genannt – mitverfolgen oder mitbeten. Die Bedeutung der Landessprachen war sekundär. In den heutigen „Messen“ der römischen Kirche nach dem „neuen Ritus“ ist dieses nicht mehr der Fall, weil nicht konsequent von den jeweiligen Zelebranten eine Form eingehalten wird. Hier hat also die Verwendung der Landessprache zu dem genauen Gegenteil geführt, was schon der Häretiker Luther erreichen wollte, ein besseres Verständnis durch die Verwendung der jeweiligen Landessprache hat als ein Grund zur Auflösung des Glaubens in toto geführt. Aus diesem Grunde ist es auch für einen Christen aus diesem Sprach- und Kulturraum unwichtig, ob liturgische Handlungen in der Landessprache vollzogen werden. Was allerdings bei einem ausschließlichen Gebrauch z. B. des Kirchenslawischen von Bedeutung wäre, ist die Verkündigung des Evangeliums auch in der jeweiligen gesprochen Landessprache. Der Verfasser neigt hier auch zu der Auffassung, dass analog zur Zelebration der zweifelsfreien Messe nach den Regeln des Konzils von Trient der lateinischen Kirche auch in den jeweiligen orthodoxen Kirchen die Landesprache nicht nur für das Evangelium, sondern auch für die Lesung aus dem Apostolos verwendet werden sollte. Des Weiteren erscheint es ihm, unabdingbar die wichtigsten Aspekte der Predigt auch in der jeweiligen Landessprache kurz zusammen zu fassen, damit die Deutsch, Englisch, Spanisch etc. sprechenden und denkenden Gläubigen hier eine gewisse Erleichterung erfahren, denn man kann nicht unbedingt erwarten, dass diese das Neurussische oder Neugriechische erlernen, um hier folgen zu können. Dieser Gedanke ist vor allem wichtig, weil die jungen Gläubigen die jeweilige Sprache des westlich geprägten Landes sehr schnell erlernen und eine Inkulturation erfolgt. Hier besteht folglich eine Notwendigkeit, dieser schnell voranschreitenden Entwicklung auch liturgisch und im Aspekt der Unterweisung durch die Predigt gerecht zu werden, da die Predigt die vornehmste Form der katechetischen Unterweisung darstellt. Es bietet sich gerade hier die Chance, es den Menschen aus dem westlichen Kulturraum zu  leichtern, ihre religiöse Heimat in der Orthodoxie als der wahren und einzigen Kirche Jesu Christi  zu finden und zu haben.

Die säkulare Umwelt, in der der orthodoxe Christ lebt, ist für ihn selbst kein Problem, solange er begreift, dass dieses areligiöse Denken und Leben für ihn keine Alternative ist. Genau hier liegt auch die größte Gefahr. Wer in seinem Glauben nicht gefestigt genug ist, neigt leicht dazu, sich der Mehrheit in ihrem Verhalten anzupassen. Die Mehrheit kann aber niemals der Maßstab für einen denkenden orthodoxen Christ sein, denn für ihn ist nur der Maßstab die Orthodoxie und damit die gelebte Tradition. Die Umwelt lebt ohne die Einbindung in gewachsene und gelebte Traditionen. Sie mag sich als Bildungsbürgertum Ersatz in der Literatur etc. gesucht haben, aber weder eine Theateraufführung noch eine wie immer berührende Opernaufführung können Ersatz für einen gelebten Glauben bieten. Auch die starke Neigung im Westen das Kapital als das Erstrebenswerteste zu betrachten, sind nur trügerische Strohhalme, denn was macht der Mensch, wenn seine Stunde gekommen ist und er an nichts glaubt, dann ist der Tod wahrlich ein Stachel, der ihn quält und erstickt. Die Orthodoxie hat im Bereich der Herrschaft des gottlosen und menschenverachtenden Kommunismus erfahren, was dieses Denken bedeutet. Wer hat überlebt, der Gott verachtende Kommunismus oder die Kirche Christi? Glauben denn unsere Menschen allen Ernstes, dass ihre säkulare Grundhaltung, die jede Transzendenz ausschließt, reiche aus, um den Sinn des Lebens für sie zu finden? Sie mögen dem Kapital, Bildungsschimären etc. nachlaufen, aber sie werden keine Antwort finden, wie sie den entscheidenden Sinn für ihr Leben finden sollen, denn warum soll ich essen, wenn ich nicht weiß, warum ich essen soll. Was für einen Sinn macht ein Leben, wenn es ohne Orientierung ethischer Werte gelebt wird. Hier sind Tor und Tür geöffnet für Verzweiflung und einer unendlichen Suche nach Wahrheit und Orientierung, die ins Nichts führen.

Hier haben wir vor allem als deutsch sprachige Orthodoxe die Aufgabe, unseren Mitmenschen deutlich zu machen, es gibt Menschen, die sind ganz anders als sie. Damit soll nicht gesagt werden, dass man den „moralischen Zeigefinger“ nehme, aber man zeigt durch sein eigenes Beispiel, dass man seinen Glauben offen bekennt und sich nicht schamvoll bedeckt hält, denn der Glaube der Kirche Christi ist für den Menschen Ehre und Verpflichtung zur Demut, damit der orthodoxe Christ durch sein Vorbild seinen Mitmenschen zeigt, man kann auch ganz anders leben und trotzdem in dieser Gesellschaft existieren. Diese Gesellschaft ermöglicht den Menschen in religiöser Hinsicht so zu agieren und zu leben, wie jeder es für sich möchte. Hier liegt nun aber auch die missionarische Chance für die Orthodoxie, denn Christus hat gesagt: „Gehet hin in alle Welt und taufet alle Menschen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Die Orthodoxie hat folglich eine einzigartige Chance in dieser westlichen Gesellschaft, für die das Evangelium etwas Fremdes geworden ist, denn es gibt so viele Möglichkeiten sich abzulenken, damit man eben nicht fragt, warum mache ich dieses oder jenes? Wenn wir als orthodoxe Christen mit unserem Beispiel unseren entchristlichten Mitmenschen zeigen, dass es etwas gibt, das ihnen fehlt und das ihr Leben reicher macht, auf dass sie nicht an dem Sinn ihres Daseins zweifeln, dann haben wir eine großartige Aufgabe. Geben wir Hinweise auf unseren Glauben, z. B. kann jeder am Sonntag der Göttlichen Liturgie auf www.tv-soyuz.ru folgen. Dieses ist ein erster Schritt, um zu schauen, was der Glaube ist und in der Diaspora mit ihren großen Entfernungen eine Möglichkeit, die uns hilft, unseren Glauben immer mehr zu stärken, auch wenn wir nicht jeden Sonntag an der Göttlichen Liturgie teilnehmen können. Die orthodoxe Kirche ist auch hier sehr weise, denn sie verlangt nicht wie die römische  die sonntägliche Teilnahme an der Göttlichen Liturgie, sondern die Gläubigen sind gehalten zu kommen, müssen aber in ihrem Gewissen entscheiden, ob, wann und wie sie diesem genügen können, denn nicht jeder wohnt in der unmittelbaren Nähe einer orthodoxen Kirche.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Orthodox hier im Westen zu sein, ist Chance, Gnade und zugleich Aufgabe. Stehen wir fest zu unserem Glauben und zeigen unseren Mitmenschen die Geborgenheit in unserem Glauben, der uns festigt, auch wenn wir uns auf das Ende unseres Lebens zu bewegen oder mitten im Leben stehen. Der Glaube begleitet uns immer, wenn es uns gut und schlecht geht. Unser orthodoxer Glaube ist das Alpha und Omega unseres Lebens.

Gerd Holger Wuerfel (In Christos getauft mit Namen Athanasios), M.A. (Universität Hamburg)

Jugendball zum Fest Mariä Schutz und Fürbitte

15.10.2017 | Thema: Predigt, Tagebuch |

115Den 15. Oktober 2017

Am 15. Oktober um 13:00 Uhr werden Tanzmeisterklasse und Jugendball im Tschaikowsky-Saal (Hamburg) stattfinden, welche mit dem Fest Mariä Schutz und Fürbitte in Zusammenhang stehen. Sie können an dem Ball unabhängig davon teilnehmen, ob Sie tanzen können oder nicht. Das Wichtigste ist ihr Wunsch, die Tanzkunst zu lernen. Professionelle Tänzer werden für Sie unvergessliche Meisterklassen durchführen.

Neben dem Pflichtteil des Tanzprogramms, zu welchem Polka, Quadrille, Walzer und Sirtaki gehören, werden die Gäste beim Teetrinken neue Freundschaften schließen und leuchtende Emotionen während der Kommunikation miteinander erhalten.

Der festliche Ball wird durch die Wiener Walzer eröffnet, welche von den Gästen der Veranstaltung, und zwar Tanzkollektiv „Akademie von drei Generationen – Tanzbrücke Hamburg“ unter Leitung von Natalia Dergacheva aufgeführt wird.

Die Aufführung von Vokalensemble „Fly“ unter Leitung von Tatiana Milcheva wird alle Tänzer fröhlich überraschen.

Veranstaltungsadresse: Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg

Kleidungsart: Ausgehkleidung

Eintritt frei

Jugendball zum Fest Mariä Schutz und Fürbitte ist durch Föderalagentur für internationale humanitäre Zusammenarbeit (Rossotrudnitschestwo) zusammen mit der Gemeinde der Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt in Hamburg, Informationsabteilung der Berliner Diözese und Jugendvereinigung „Soborjane“ organisiert.


Adresse: Tschaikowskyplatz 1, 20355 Hamburg + Telefon (040) 248 70740 | Pfarrer: Priester Sergij Baburin + Telefon (0173) 23 11 055
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