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Tagesbuch

Predigt vom 5.7.2020 von Vater Pavel

23.07.2020 | Thema: Tagebuch |

Ich gratuliere Euch an diesem Sonntag zu Eurer Teilnahme an der Liturgie
und zu eurer Teilhabe am Heiligen Leib und Blut unseres Herrn Jesus
Christus!

Die Fastenzeit geht noch eine Woche weiter bis zum nächsten Sonntag, an
dem den Apostelfürsten Petrus und Paulus gedacht werden. Da das Fasten
den Aposteln gewidmet ist, müssen wir uns in der Zeit mit den Schriften
der Apostel befassen.
So wurde heute in der Liturgie eine Passage aus dem Brief des Paulus an
die Römer gelesen. (Röm. 6, 18-23) Im 6. Kapitel berichtet uns Apostel
Paulus über die Taufe (Kapitel 6 wird immer bei der Taufe gelesen,
deswegen empfehle ich Euch, das Kapitel aufzufrischen). Dieser Abschnitt
aus dem Kapitel 6, den wir heute gehört haben, ist eine
Weiterentwicklung des Gedankens des Apostels über die Gnade dieses
Sakraments: den Glauben, die Gaben und darüber, wie der Mensch an seiner
Errettung teilhaben soll und was die Teilhabe Gottes an seinem Leben
ist.
Und nun sind zweitausend Jahre vergangen, und die meisten derer, die das
Evangelium gehört haben, nehmen die Taufe an.
Wir wissen, dass ein getaufter Mensch je nach Epoche, Zeit und
verschiedenen familiären Zustände unterschiedlich zu leben beginnt.

Und das ist nicht einmal eine Frage der Moral oder des Verdienstes. Der
Grund mag wohl darin liegen, dass jeder Christ einfach eine andere
Beziehung zu Gott hat.

Im heutigen Tagesevangelium (Mt. 8, 5-13) hörten wir darüber, wie ein
Hauptmann auf den Herrn zuging und Ihn bat, seinen Sohn zu heilen. Nach
Pfingsten hörten wir die Bergpredigt. In der Folge kommen Heilungen und
Gleichnisse. Und heute haben wir gehört, wie Christus aus der Ferne den
Sohn des Hauptmanns heilte.

Es ist für uns kein Wunder, dass Christus solch ein Wunder tun kann und
getan hat.
Der Geheilte war weder ein Hebräer, noch Jude, er hat nicht einmal an
den alleinigen Gott geglaubt. Sein Vater wandte sich einfach an den
berühmten Prediger und Heiler, und es ist erstaunlich, wie Christus sein
Wunder und den Glauben des Hauptmanns, d.h. seine Haltung gegenüber
Christus, kommentierte.

Der Herr sagt, dass viele, die sich selbst für wahre Gläubige halten,
d.h. die Hebräer, für die diese Religion grundlegend in ihrem Leben war,
Nachkommen Abrahams, in die äußere Finsternis gehen werden. Und viele,
die nicht Nachkommen Abrahams sind, werden in das Himmlische Königreich
eintreten und mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sitzen.

Der Herr teilt die Menschen und bestimmt, dass dem Träger der wahren
Religion das ewige Leben mit Gott nicht garantiert ist.
Es ist klar, dass das Evangelium lehrreich und die ganze Heilige Schrift
gotterfüllt ist.
Und wir wollen aus dem Gotteshaus für uns etwas mitnehmen, was uns
seelisch aufbaut. Aber es ist irgendwie sehr einfach: Wir erfüllen oder
versuchen, die kirchlichen Institutionen und göttlichen Gebote nach
besten Kräften zu erfüllen – wir tun es, weil die Heilige Schrift es
verlangt, so wie Gott es festgelegt hat. Er gab uns die Heilige Schrift
als eine Offenbarung, damit ein Gläubiger sie umsetzen kann. Und nun
hören wir, dass sich all dies nicht als Garantie, Bedingung und eine
Gelegenheit erweist, das ewige Leben mit Gott zu erwerben!

Wir wollen das ewige Leben empfangen. Wir wollen, dass Gott uns auch in
diesem Leben hilft. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Aber Christus spricht immer wieder von einigen Prioritäten, nämlich dass
wir unser Leben hier, auf der Erde, richtig aufbauen müssen, wenn wir an
der Ewigkeit teilhaben wollen.
Es ist also eine schwierige Frage, wie man das erlernen kann.
Und dafür gibt es wahrscheinlich keine endgültigen Rezepte, obwohl Viele
darüber nachdenken, lehren und predigen. Vielleicht sollte man lernen,
wie man, bei sich selbst beginnend, im Leben die richtigen Prioritäten
setzen kann. Man sollte das Leben nach den göttlichen Geboten
ausrichten, nämlich allen gefallen, niemanden beleidigen und das
Christentum leben.

In der Kirche wird gelehrt: man solle nicht urteilen, beneiden, lügen
und keinen Meineid leisten. Wir versuchen diese Gebote umzusetzen. Und
dann stellt es sich heraus, dass es im selben Evangelium heißt, dass
alles nicht so einfach ist.

Dadurch werden neue Fragen aufgeworfen, die aber nicht schlimm sind.
Fragen sollen bleiben. Und wenn wir glauben, dass es jemanden gibt in
unserem Leben, der uns diese wichtigen Fragen beantwortet, so ist das
nicht der Fall. Es ist keine Schande, nach Antworten zu suchen. Und es
ist keine Schande, wenn man glaubt, etwas nicht zu wissen, auch wenn man
viel gelesen bzw. gelernt hat.
Man muss zu Gott beten und Ihn bitten, uns zu aller Wahrheit zu führen:
Wie kann ich mit meinen Schwächen und Sünden gerecht leben, und zwar
nicht allgemein, sondern heute und jetzt leben.
Denn es geht letztlich doch nicht ausschließlich darum zu lernen,
freundlich, großzügig und gerecht zu sein, weil wir im Evangelium sehen,
wie als erster der Räuber ins Paradies Einlass findet.

Aber wir sind so daran gewöhnt zu sagen: Siehe, ein Räuber, ein kluger
Räuber.

Aber ich denke, dass heute niemand so schnell froh wäre, wenn man sagen
würde, dass ein berühmter Gewaltverbrecher nicht nur rehabilitiert,
sondern auch mit einem Orden ausgezeichnet wurde, ganz zu schweigen vom
Himmelreich.
Und es stellt sich heraus, dass Gott im Evangelium nicht immer gute,
hübsche und gehorsame Menschen als Beispiel gegenüber denen gibt, die
ein volles religiöses Leben führen.

Ich denke, wir sollten das nicht nur wahrnehmen, sondern darüber tiefer
in Gedanken gehen.
Man soll immer im Gedächtnis haben und Gott danken, dass ich Christ bin
und dass ich versuche, auf die eine oder andere Weise nach den Geboten
zu leben. Doch ist mein Weg richtig? Es ist sehr wichtig, sich solche
Fragen zu stellen. Habe ich Recht mit meinen Überzeugungen, Positionen,
Lebensprinzipien?
Zweifel sind also sehr wichtig: Es ist wichtig, an sich selbst zu
zweifeln, am besten mit Ironie bzw. Humor. Sonst nehmen wir uns oft zu
ernst.
Christus hat uns Freude gebracht. Lass uns also darüber freuen, dass der
Herr uns bereits das ewige Leben geschenkt hat.
Uns ist nur eine kleine Angelegenheit geblieben: wie sollen wir uns all
dieses aneignen? Nur dank und mithilfe Seiner Verdienste, und nicht
durch unsere eigenen.
Amen.


Adresse: Tschaikowskyplatz 1, 20355 Hamburg + Telefon (040) 248 70740 | Pfarrer: Priester Sergij Baburin + Telefon (0173) 23 11 055
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