3.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Nutzt meine Gaben nicht getrennt in Eigenliebe, sondern wie meine Kinder, denen alles gemeinsam ist, die
nicht bedauern, den anderen umsonst meine Früchte vorzulegen, das Werk meiner Hände und sich erinnern, daß ich sie ihnen umsonst gebe, nach meiner väterlichen Güte und der Freigebigkeit der Menschenliebe. So ist es in einer Familie. Wenn der Vater oder die Mutter oder ein Bruder Geschenke mitbringen, dann beschenkt der Vater alle seine Kinder oder ein Bruder seine Brüder und wenn die Geschwister alle in gegenseitiger Liebe leben, so sind sie nicht zufrieden oder glücklich, wenn der Vater oder Bruder einen von ihnen mit Geschenken übergeht und einem von ihnen nicht gab, was er allen gab, deshalb, weil sie aufgrund ihrer gegenseitigen Liebe sich als einen Leib empfinden, deshalb, weil sie gleichsam eine Person sind. So handle auch jeder Einzelne von euch. Ich aber weiß wie ich euch belohnen kann für die Liebe, die mir so angenehm ist. Wenn ich auch die, die meine Gebote nicht erfüllen, reich beschenke, „einem reichen Mann brachte das Feld viel Frucht“ (Luk 12,16) – werde ich dann nicht meine wahrhaftigen Kinder beschenken, für welche ich eigentlich auch alle meine Gaben bestimmt habe? Jawohl, das werde ich, „den ich beschenke, den beschenke ich“ (Röm. 9,15).
2.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Es ist ein bemerkenswertes Ding: Soviel wir auch uns um unsere Gesundheit bemühen, wie sehr wir uns auch schonen, was für gesunde und angenehme Nahrung wir auch essen, was für gesunde Getränke wir auch trinken, wieviel wir auch an der frischen Luft uns bewegen, alles läuft am Ende darauf hinaus, daß wir Krankheiten und der Vergänglichkeit unterworfen sind. Die Heiligen aber, die ihr Fleisch verachteten und es auslaugten durch unablässige Enthaltsamkeit und Fasten, Liegen auf bloßer Erde, Wachen, Mühen, unablässiges Gebet, haben ihre Seele und ihren Körper unsterblich gemacht. Unsere Körper, wohlgenährt, strömen nach dem Tode Verwesungsgeruch aus, aber ihre Körper duften und blühen wie während des Lebens, so auch nach dem Tode. Es ist ein merkwürdiges Ding: Wir die wir versuchen, unseren Körper aufzubauen, zerstören ihn, sie aber, indem sie ihn zerstören, bauen ihn auf. Wir, indem wir ihn mit Wohlgerüchen besprühen, entgehen nicht dem Geruch der Verwesung, aber sie, die sich nicht um dem Wohlgeruch des Körpers kümmerten sondern darum, daß die Seele ein Wohlgeruch vor Gott sei, machten ihre Körper wohlriechend.
Brüder, versteht die Aufgabe, das Ziel eures Lebens, wir müssen den von Leidenschaften erfüllten Körper oder die Leidenschaften des Fleisches töten durch Enthaltsamkeit, Gebet und ihn und seine Leidenschaften nicht beleben durch Übersättigung und Trägheit.
1.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Würden wir doch den Folgen unserer Sünden und unserer guten Werke Aufmerksamkeit zuwenden, wie vorsichtig wären wir dann, indem wir der Sünde ausweichen und wie eifrig wären wir zum Guten, denn dann würden wir klar sehen, daß jede Sünde, die nicht zur rechten Zeit ausgerissen worden ist, durch Gewohnheit verstärkt, tiefe Wurzeln im Herzen des Menschen schlägt und ihn manchmal bis zum Tode verwirrt, verwundet und quält, indem sie sozusagen bei jeder Gelegenheit wach und in ihm lebendig wird und an die einst getane Sünde erinnert und auf diese Weise seine Gedanken, seine Gefühle und sein Gewissen befleckt. Es bedarf Strömen von Tränen, um den alt gewordenen Schmutz der Sünde abzuwaschen, so haftend, ätzend ist er. Im Gegensatz dazu erfreut jedes gute Werk, das irgendwann getan wurde, aufrichtig und uneigennützig, oder durch Wiederholung zur Gewohnheit geworden ist, unser Herz, stellt die Freude unseres Lebens dar in dem Bewußtsein, daß wir nicht umsonst unser von Sünden erfülltes Leben gelebt haben, daß wir Menschen sind und nicht Tiere,
daß auch wir nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen sind und in uns ein Funke göttlichen Lichtes und göttlicher Liebe ist, daß zumindestens einige gute Werke auf den Waagen der unbestechlichen Gerechtigkeit Gottes ein Gegengewicht bilden zu unseren schlechten Taten.
31.08.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Unsere mangelhafte Natur neigt zum Vergessen alles Heiligen und Heilsamen, weil Sünden und Leidenschaften unablässig unsere Köpfe und Herzen umnebeln, verdunkeln, sie erfüllen und in ihnen herrschen, indem sie Erinnerungen, Gedanken und Gefühle in Verbindung mit heiligen Ereignissen und den großen Wohltaten Gottes uns gegenüber verdrängen. Deshalb hat die heilige Kirche, die treue Bewahrerin der Gebote ihres Herrn, Seiner ganzen Lehre und aller seiner Taten, ewig dankbar gegenüber Seinen unaussprechlichen Wohltaten, die Einrichtung geschaffen, an den täglichen wie auch an den sonntäglichen und feiertäglichen Gottesdiensten, feierlich mit darstellendem, anschaulichem, bildhaftem Ritual, in Erinnerung aller heilsamen Ereignisse aus dem Leben und den Taten unseres Herrn Jesus Christus, die ganze Ökonomie Seines Heilplanes im alten wie auch im neuen Testament, ebenso wie auch die Erschaffung der sichtbaren und unsichtbaren Welt durch Ihn zu vollziehen. Und nicht nur Ereignisse aus Seinem heilsamen, wundertätigen Leben, sondern auch aus dem Leben Seiner allreinen Mutter, die so herrlich dem Geheimnis der Fleischwerdung des Gottessohnes diente, aus dem Leben Seines Vorläufers, der Apostel, Seiner Propheten, Hierarchen, Märtyrer, Asketen, Uneigennützigen, Gerechten und aller Heiligen, die auf jegliche Weise Gott dienten und gottgefällig waren, diese zahllosen Zeugen des Herrn, der Wahrheit und der heilsamen Wirkung Seines gottgegebenen Glaubens, die nach Seiner Verheißung das
ewige Leben ererbt haben. Dies ist nützlich und notwendig für die Festigung unseres Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, zur geistigen Erziehung der christlichen Menschheit, zur ständigen Belehrung in den Dogmen des Glaubens und verschiedenen Tugenden, der Treue, Tapferkeit, Geduld, Sanftmut, Friedfertigkeit, Demut, Uneigennützigkeit, Enthaltsamkeit, Reinheit, Keuschheit und den übrigen Tugenden. Denn das Leben des Herrn und Seiner allreinen Mutter, ebenso wie das der Heiligen gibt uns Vorbilder aller Tugenden, durch deren Erfüllung der Mensch Gott gefallen kann und seine Seele und die Seelen seiner Brüder retten kann.
30.08.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Die göttliche Liturgie ist wahrhaftig ein himmlischer Dienst auf der Erde. In ihr ist Gott selbst auf besondere, enge Weise bei den Menschen gegenwärtig, indem Er selbst unsichtbar die priesterliche Handlung vollzieht, indem Er darbringt und dargebracht wird. Es gibt auf der Erde nicht heiligeres, höheres, erhabeneres, feierlicheres, lebendigeres als die Liturgie. Das Gotteshaus ist zu dieser besonderen Zeit ein irdischer Himmel. Die Priester stellen Christus selbst, die Engel, Cherubim, Seraphim und Apostel dar. Die Liturgie ist eine ständig sich wiederholende Feier der Liebe Gottes zum Menschengeschlecht und eine allmächtige Fürsprache für die Rettung der ganzen Welt, und jedes einzelnen Gliedes im besonderen. Die Hochzeit des Lammes, die Hochzeit des Königs ist die Hochzeit des Königssohnes, auf der die Braut des Gottessohnes jede gläubige Seele ist und der Heilige
Geist der Brautführer. Mit welcher vorbereiteten, reinen, erhöhten Seele muß man an der Liturgie teilnehmen, um nicht unter die Leute zu geraten, die, da sie kein Hochzeitsgewand hatten, sondern das befleckte Gewand der Leidenschaft, an Händen und Füßen gebunden und aus dem Hochzeitsgemach in die äußere Finsternis hinausgeworfen wurden. Jetzt aber halten es unglücklicherweise viele für überhaupt nicht notwendig, zur Liturgie zu gehen. Manche tun es nur aus Gewohnheit und so wie sie gekommen sind, so gehen sie wieder, ohne hohe Gedanken, ohne zerknirschtes Herz, mit unbußfertiger Seele, ohne Entschlossenheit zur Besserung. Manche stehen da ohne Ehrfurcht, zerstreut, ohne jede Konzentration, ohne jegliche häusliche Vorbereitung durch Betrachtungen und Enthaltsamkeit. Denn viele schaffen es, vor dem Gottesdienst zu trinken und manchmal auch, sich satt zu essen. Als der Herr auf den Sinai herabkam, wurde dem hebräischen Volk befohlen, sich vorher vorzubereiten und zu reinigen, Hier ist nicht weniger als die Herabkunft Gottes auf den Sinai, sondern mehr. Als auf dem Berg Horeb der Herr Moses in einem Busch erschien, wurde ihm befohlen, die Schuhe von den Füßen zu nehmen. Hier aber ist mehr als die Erscheinung Gottes auf dem Horeb. Dort war es ein Vorausbild, hier ist der Bildner selbst. Wie sehr sind wir voreingenommen für Irdisches, wollen und könne nicht eine einzige Stunde so wie es notwendig wäre ausschließlich Gott weihen während der göttlichen, himmlischen Liturgie. Auch dort gestatten wir uns, von Irdischem zu phantasieren und die Seele mit Bildern und Wünschen irdischer Dinge, manchmal sogar unreinen Bildern, zu füllen. Wie brennend hingegen müß-ten wir beten, mit Eifer über dieses große Geheimnis nachdenken, unsere Sünden bereuen, Reinigung, Heiligung, Erleuchtung, Erneuerung, Festigung im christlichen Leben, in der Erfüllung der christlichen Gebote wünschen und erbitten, für die Lebenden und die Toten beten, denn die Liturgie ist ein Versöhnungsopfer, Dank-
opfer, Lobopfer und Bittopfer. Erhaben ist die Liturgie, in ihr wird das Leben nicht eines großen Menschen, sondern Gottes, der Fleisch geworden ist, gelitten hat und für uns gestorben ist, auferstanden und zum Himmel aufgefahren, und der wiederkommen wird, um die Lebendigen und die Toten zu richten, in Erinnerung gebracht.
29.08.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Die Not der Armen ist zudringlich im Fordern, manchmal frech. Unsere Leidenschaften sind ebenfalls hartnäckig und zudringlich, dreist und frech z. B. Geiz, Gewinnsucht, Unzucht, Bosheit, Neid, Stolz, Raub, Häresie, Schisma, Aberglaube, Götzendienst. Laßt uns aber
in Vernunft den zudringlichen Bitten der bedürftigen Armen und Leidenden nachgeben, das dient unserer Rettung und der ewigen Seligkeit. Wie die Armen und Leidenden uns zum Mitleid zwingen, so sollen wir uns gegenseitig zur Mildtätigkeit zwingen. Laßt uns einander zum Guten zwingen solange Zeit ist, so wie uns ständig die Sünde zwingt, unablässig zu sündigen und Gott zu erzürnen und für uns selbst Nahrung des höllischen Feuers anzuhäufen, das schon jetzt in kleinem Maß in unseren Herzen zu brennen beginnt und uns die ewige Flamme anzeigt, in der ewiges Heulen und Zähneklappen ist, „Das Himmelreich wird mit Gewalt genommen, und die sich mühen werden es erlangen“ (Matth. 11,12). Der Feind will ebenfalls alle unvorsichtigen, ungläubigen, unbußfertigen und den irdischen Gütern Ergebenen mit Gewalt in die Hölle hineinbringen und hineinziehen.
28.08.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Unsere Seele ist eine einfache Substanz und deshalb kann sie nicht gleichzeitig Gott lieben und beispielsweise Geld und Essen und Trinken, oder den Nächsten und gleichzeitig Geld, Essen und Trinken. Deshalb heißt es auch: „Niemand kann zwei Herren dienen. Er wird entweder den einen lieben und den anderen hassen, oder sich an den einen halten und sich um den anderen nicht kümmern. Ihr könnt nicht Gott arbeiten und dem Mammon“. (Matth. 6,24). Deshalb sagt auch der Psalmsänger durch den Heiligen Geist, „wenn euch der Reichtum zufließt, hängt nicht euer Herz daran“. (Psalm 61,11/ 62,11). Jeder Christ möge sich deshalb hüten, sein Herz an Geld, Essen und Trinken, Kleidung, Wohnung, an Bücher und weltliche Musik zu hängen. Mögest du nicht dein Fleisch lieben und verwöhnen, womit auch immer, mit Vergnügungen oder eleganten Schauspielen, Speisen, Getränken, Schlaf, Untätigkeit, Faulheit, Unkeuschheit, Spielen, durch nutzlose Reisen, inhaltlose Bücher und Schauspiele. Liebe den einen Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit aller Kraft, allen Gedanken und den Nächsten wie dich selbst. Gegenüber allem anderen in der Welt bleibe gleichgültig, ohne Vorliebe und Gier für irgendetwas. Bemühe dich um Einfachheit in allem, damit du dem einfachen Wesen Gott angenehm bist, Nimm Bosheit, Zweifel und Tücke, Kleinglauben und innere Gespaltenheit fort von deiner Seele.
27.08.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Die Wissenschaft der Wissenschaften ist, die Sünde zu besiegen, die in uns lebt und die in uns wirkenden Leidenschaften; z. B. ist es weise, sich über niemanden und über nichts zu ärgern, über niemanden Schlechtes zu denken, auch wenn jemand uns Schlechtes getan hätte, sondern ihn auf alle Weise zu entschuldigen. Es ist weise, die Eigenliebe und Vergnügungen zu verachten und den Verzicht auf Gewinnstreben zu lieben und in Einfachheit und Mäßigung in Essen und Trinken zu leben. Es ist weise, niemandem zu schmeicheln, sondern jedem furchtlos die Wahrheit zu sagen. Es ist weise, sich nicht durch die ansehnliche Gestalt eines Menschen täuschen zu lassen, sondern in jedem, im schönen wie auch im häßlichen Menschen die Schönheit des Ebenbildes Gottes, die allen gleich ist, zu ehren. Es ist weise, seine Feinde zu lieben und sich nicht an ihnen zu rächen weder in Worten noch in Taten, noch in Gedanken. Es ist weise, für sich selbst keine Reichtümer zu sammeln, sondern den Bedürftigen Almosen zu geben, auf daß wir uns einen unerschöpflichen Schatz im Himmel erwerben. Wir haben fast jede Wissenschaft gelernt, aber die Wissenschaft, uns von der Sünde zu entfernen, haben wir überhaupt nicht gelernt und erweisen uns oft als völlig unwissend in dieser moralischen Wissenschaft. Und es ergibt sich, daß die in Wahrheit weisen, wahrhaft Gelehrten die Heiligen waren, die wahrhaften Schüler des wahrhaften Lehrers: Christus, wir aber, so genannte Gelehrte, Unwissende sind und je gelehrter desto unwissender, weil wir das eine, das not tut, nicht wissen und nicht tun, sondern uns für
unsere Eigenliebe, Ehrsucht, Vergnügungssucht und unseren Eigennutz abmühen.
26.08.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Was brauche ich? Auf der Erde brauche ich nichts außer dem Unumgänglichen. Was brauche ich? Ich brauche den Herrn, Seine Gnade, Sein Reich in mir. Auf der Erde, dem Ort meiner Fremdheit, meiner zeitweiligen Lehre, gehört nichts eigentlich mir; alles gehört Gott und alles ist vorläufig, für meinen vorläufigen Nutzen bestimmt. Mein Überfluß steht meinem bedürftigen Nächsten zu. Was brauche ich? Ich brauche die wahre, christliche, lebendige, tätige Liebe, ein liebendes für die Nächsten zugängliches Herz, Freude über ihre Zufriedenheit und ihr Wohlergehen, Kummer über ihre Betrübnis und Krankheit, über ihre Sünden und Schwächen, Unordnung, Mangel, Unglück, Armut. Ich brauche das warme, in allen Umständen ihres Leben aufrichtige Mitgefühl, Freude mit denen, die sich freuen und weinen mit den Weinenden. Genug der Eigenliebe, des Egoismus, des Strebens, nur für sich zu leben, alles nur zu sich herüberzuziehen, Reichtum, Genuß, Ruhm der Welt und dabei nicht leben sondern sterben, sich nicht freuen sondern leiden, indem man in sich selbst das Gift der Eigenliebe trägt, denn die Eigenliebe ist ein ständig in unser Herz gegossenes Gift. Möge ich ausrufen mit dem Psalmensänger: „Was ist für mich außer Dir auf der Erde. Vernichtet ist mein Herz und mein Fleisch, Gott meines
Herzens und mein Anteil Gott in Ewigkeit“ (Psalm 72 bzw. 73,25). Oh, Herr Zeuge meiner Herzensregung und dieser Zeilen, gib mir dies, was ich von Dir erbitte. Von mir aus ist dies nicht möglich, aber alles ist möglich bei Dir. Gib mir wahres Leben zerstreue die Finsternis der Leidenschaften, verjage mit Deiner Macht ihre Macht.
25.08.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Gott von ganzem Herzen zu lieben heißt, für nichts in der Welt Vorliebe zu haben und das Herz ganz dem Herrn zu übergeben, indem man in allem Seinen Willen und nicht den eigenen Willen tut. Mit ganzer Seele, d. h. den Verstand immer bei Gott zu haben, das Herz in Ihm fest zu gründen und den eigenen Willen dem Willen des Herrn zu übergeben in allen Umständen des Lebens, auch in betrüblichen und schmerzhaften, mit ganzer Festigkeit, d. h. so zu lieben, daß keine widrige Macht uns von der Liebe Gottes fortreissen kann, keine Betrübnis, keine Enge, keine Verfolgung, nicht Höhe oder Tiefe oder Schwert (Röm. 8,35,38,39), mit allen Gedanken d. h. immer an Gott denken, an Seine Güte, Langmut, Heiligkeit, Weisheit, Allmacht, an Seine Werke und auf jede Weise sich von eitlen Gedanken und Erinnerungen des Bösen fernzuhalten. Gott lieben heißt, mit ganzer Seele die Gerechtigkeit lieben und die Gesetzlosigkeit hassen, wie geschrieben ist, „Du hast die Gerechtigkeit geliebt und die Gesetzlosigkeit gehaßt“ (Psalm 44,8/ 45,8).
Gott lieben heißt sich selbst hassen d. h. seinen alten Menschen. „Wenn jemand mir folgen will und sich nicht selbst haßt, der kann nicht mein Jünger sein“ (Matth. 16,24. Luk. 14,26). In uns, in unseren Gedanken, in unserem Herzen und in unserem Willen gibt es eine böse
Macht, eine ungewöhnlich zähe und wirksame, die täglich unter dem Zwang steht, uns von Gott zu entfernen, indem sie fruchtlose Gedanken, Wünsche, Sorgen, Absichten, Vorhaben, Worte, Taten eingibt, indem sie Leidenschaften weckt und mit Macht zu ihnen aufhetzt nämlich zu Bosheit, Neid, Gewinnsucht, Stolz, Ehrsucht, Eitelkeit, Untätigkeit, Ungehorsam, Eigensinn, Betrug, Unenthaltsamkeit. Gott lieben heißt Seine Gebote erfüllen: „Wenn jemand mich liebt, so erfüllt er mein Wort, wer mich nicht liebt, beachtet nicht meine Worte“ (Joh. 14,23,24).