23.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Die heiligen Engel und die heiligen Menschen Gottes sind unsere besten und treuesten Brüder und Freunde, die uns so oft helfen in verschiedenen Umständen, in denen kein Mensch helfen kann. Da diese Brüder, die ewig leben und uns Wohltaten erweisen, unsichtbar sind, wir aber gemäß unserer Körperlichkeit sie vor unseren Augen haben wollen, gleichsam immer bei uns gegenwärtig, so stellen wir ihre Darstellungen her. Und indem wir auf ihre Darstellungen schauen, stellen wir uns vor, daß sie mit uns sind, und wir rufen sie an in unseren Gebeten, da wir wissen, daß sie eine große Freimut vor Gott haben und uns in verschiedenen Umständen helfen. Auf diese Weise ist die Ikonenverehrung für uns sehr wohltätig, in Übereinstimmung mit unserer Natur, dem gesunden Menschenverstand und auch mit der Heiligen Schrift selbst, denn Gestalten der Cherubim waren auch im alttestamentlichen Heiligum des Mose. Die Ikonen dienen uns als ständige Erinnerung daran, daß der Herr immer bei uns ist: „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt“ (Matth. 28,20), daß die heilige Gottesgebärerin immer uns nahe ist, als Anfang des geistigen Aufbaus der Kirche, als Mutter aller wahren Christen gemäB der Gnade. Und alle wahren Christen haben ein Bild der Mutter Gottes und ihrer Herrin und Mutter gemäß der Gnade in ihren Häusern und schmücken sie im Überfluß billig und recht mit Silber und Gold und Edelsteinen, denn es gibt für sie niemanden, außer Gott, der für sie teurer und achtenswerter wäre als Seine allreine Mutter. Der Herr und Seine allreine Mutter bezeugen uns selbst unablässig sowohl innerlich als auch äußerlich durch Wunder, daß unsere wahre Verehrung Seiner Hei-
ligen und Seiner Mutter und seine heiligen Ikonen Ihm gefällig ist und für uns in größtem Maße nützlich.
22.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Es ist eine natürliche Sache, Darstellungen Christi, der allreinen Gottesmutter, der Engel und Heiligen zu haben, erstens erfordert dies unsere Natur. Wir haben immer den Wunsch, vor uns das Bild des Geliebten zu haben, das Bild des Wohltäters, um auf ihn schauend öfter an ihn und Seine Wohltaten zu denken, uns vor ihm zu verneigen, wie wir gewöhnlich auch mit lebendigen Menschen verfahren, besonders von uns geachteten und geliebten, zweitens sind wir nach dem Bilde und Ebenbilde Gottes geschaffen. Für uns ist der Wunsch natürlich, vor unseren Augen immer unser Urbild zu haben, unseren Uranfang, Gott den Herrn in den Gestalten, in denen Er selbst den Menschen erschienen ist, um öfter an Ihn zu denken, an Seine ständige Gegenwart bei uns, an Seine Vorsehung, um in sichtbaren Zeichen oder Gebräuchen unsere Ehrfurcht Ihm gegenüber, unsere Dankbarkeit und unsere Liebe auszudrücken, denn wir sind körperlich und haben wegen unserer Körperlichkeit das Bedürfnis nach stofflichen Darstellungen, stofflichen Gebräuchen. Deshalb erschien der Herr selbst den Gottgefälligen, beispielsweise Abraham in Gestalt der drei Fremden im Eichenhain von Mamre, dem Jesaja in Gestalt eines großen Königs, der auf einem hohen und erhöhten Thron
sitzt, dem Propheten Daniel in Gestalt eines Alten an Tagen und in Gestalt des Menschensohnes, der zu ihm geführt wird. Wenn ein sichtbares Bild des unsichtbaren Gottes nicht notwendig wäre, so wäre Er natürlich auch nicht in sichtbarer Gestalt erschienen, wäre nicht in unserem Fleisch auf der Erde erschienen, hätte nicht die Knechtsgestalt angenommen, und David spricht: „suchet ständig Sein Antlitz“ (Ps. 104,4/105,4).
Deshalb haben wir mit uns, und verehren wir, die Darstellung der allreinen Gottesmutter, der Engel und Heiligen, d. h. deshalb weil sie lebendige Bilder und Ebenbilder Gottes sind und wir, indem wir auf sie blikken, uns lebhafter an ihre Anstrengungen, Tugenden, Wohltaten uns gegenüber erinnern, an ihre brennende Liebe zu Gott, und selbst angeregt werden, sie nachzuahmen, zur Wachsamkeit über uns selbst, zur Reinigung unserer selbst von aller Unreinheit des Fleisches und Geistes, zur Verherrlichung ihrer Mühe, und machen sie dadurch zu Fürsprechern für uns vor Gott, denn Gott nimmt gerne die Fürsprache Seiner Freunde und Seiner treuen Diener für Menschen, für die diese vor Ihm sprechen, an. Da wir nicht körperlose Geister sind, sondern in Fleisch eingehüllte Wesen, die stoffliche Umrisse haben, eine materielle Gestalt, so suchen wir natürlicherweise Bilder der unsichtbaren Wesen und aus Herablassung für unsere Schwäche gab der Herr auch den Engeln die Macht, unsere Gestalt anzunehmen und uns in unserer Gestalt zu erscheinen, wie z. B. ein Erzengel dem Jesus Navin erschien, David, Maria und Anna, Sacharia, der allheiligen Jungfrau Maria und anderen im alten und neuen Testament. Beweisen wir nicht selbst im täglichen Leben das Erfordernis unserer Natur, ihr Bestreben, Darstellungen geliebter Personen zu haben, wenn wir dem Wunsch Ausdruck geben, ihre Portraits bei uns zu haben und selbst unsere eigenen Darstellungen anfertigen lassen und sie an die Wand hängen oder in ein Album
einfügen, um häufig auf sie zu blicken und den Ausdruck geachteter und geliebter Personen zu genießen.
21.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Bildhaftigkeit oder Symbol ist ein Erfordernis der menschlichen Natur in unserem jetzigen geistig-sinnlichen Zustand. Sie erklärt anschaulich vieles aus der geistigen Welt, das wir ohne Bilder und Symbole nicht wissen könnten. Deshalb hat unser göttlicher Lehrer, die hypostasierte Weisheit, die alles erschuf, der Sohn Gottes, unser Herr Jesus Christus, oft die Menschen mit Bildern oder Gleichnissen gelehrt. Deshalb ist es in unserem orthodoxen Gotteshaus gebräuchlich, dem Blick der Christen vieles bildhaft dazustellen, z.B. den Herrn selbst auf einer Ikone, die allreine Gottesmutter, die Engel und alle Heiligen, damit wir unser Leben, alle Gedanken, Worte und Taten nach dem Bilde der Gedanken, Worte und Taten des Herrn und Seiner Heiligen formen. Daher die häufige Darstellung des Kreuzes, die Beräucherung mit Weihrauch, das Anzünden von Kerzen und Lampaden und die Einzüge und Auszüge aus dem Altar, deshalb die Verneigungen, das Senken des Kopfes und das Fallen
kehrt, damit sie ihm, wenn er kommt und anklopft, auf die Knie. Wir sind tief gefallen durch die Sünde. Alles dieses erinnert uns an verschiedene geistige Dinge und Zustände. Die Bildhaftigkeit beeinflußt vielfältig die menschliche Seele, ihre schöpferische oder aktive Fähigkeit. Wenn der Christ häufig mit Liebe und Ehrfurcht auf das Bild des Herrn Jesus Christus oder Seiner allreinen Mutter und Seiner Heiligen blickt, so nimmt auch seine Seele die geistigen Züge der in Liebe geschauten PersonSanftmut, Demut, Barmherzigkeit, Enthaltsamkeit – an. Würden wir doch häufiger auf das Antlitz und insbesondere das Leben des Herrn und Seiner Heiligen blicken. Wie würden wir uns verändern, würden von Macht zu Macht emporsteigen. Ebenso erinnert uns der Geruch des Weihrauches in der Kirche oder zu Hause durch Entsprechung an den Wohlgeruch der Tugenden und an das Gegenteil, den Gestank der Sünden und lehrt den, der dem inneren Gespür gegenüber aufmerksam ist, den Gestank der Leidenschaften, Unenthaltsamkeit, Unzucht, Bösartigkeit, Neid, Stolz, Verzweiflung und andere Leidenschaften zu fliehen und sich mit christlichen Tugenden zu schmücken.
Der Weihrauch und das Weihrauchfaß erinnert uns an die Worte des Apostels: „Wir sind ein Wohlgeruch für Gott unter den Geretteten und unter den ins Verderben gehenden, den einen aber Geruch zum Tode, den anderen jedoch Geruch des Lebens zum Leben“ (II. Kor. 2,15,16). Auf ähnliche Weise erinnert uns die Kerze oder Lampade an das geistige Licht und Feuer, beispielsweise an die Worte des Herrn: „Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, auf daß jeder, der an mich glaubt, nicht in Finsternis bleibe“ (Joh. 12,46), Oder: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu schleudern und wie ich es will hat es schon zu brennen begonnen“ (Luk. 12,49). Oder: Eure Lenden seien umgürtet und die Leuchter mögen brennen und ihr möget den Menschen gleichen, die ihren Herren erwarten wenn er vom Hochzeitsmahl zurück-
öffnen“ (Luk. 12,35,36). Oder: „So möge euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, preisen“ (Matth. 5,16). Und durch den Gegenstand selbst, durch ihr Wesen lehren sie uns die dem Licht und Feuer entsprechenden geistigen Dinge oder Gegenstände, beispielsweise, daß unsere Herzen immer brennen in Liebe zu Gott und dem Nächsten, daß wir nicht das Feuer der Leidenschaften und der Hölle zulassen, daß wir durch das Beispiel des tugendhaften Lebens den anderen leuchten wie uns die Kerze in den Dingen des Lebens leuchtet.
20.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Die Beichte ist für den Priester eine Schule der Selbstlosigkeit. Wieviel Anlaß gibt es für die Eigenliebe des Priesters zur Ungeduld, Reizbarkeit, Bequemlichkeit, Beurteilung nach Rang und Ansehen, Nachlässigkeit, Unaufmerksamkeit, hier ist ein Prüfstein für die Liebe des Priesters zu den Kirchgängern. Der Priester darf keinesfalls in Bequemlichkeit leben und sich besonders durch Schlaf oder angenehme Speisen und Getränke verwöhnen, andernfalls fängt der Teufel leicht sein Herz durch irgendeine Leidenschaft und wirft ihn in Enge und Lähmung; kreuzigen, unbedingt, seinen Leib kreuzigen. Die Beichte ist für den Priester eine Anstrengung der Liebe zu seinen geistlichen Kindern, welche nicht auf die Person schaut, langmütig, barmherzig, nicht überheblich, nicht stolz ist, nicht das ihre sucht, nicht seine Ruhe, nicht seinen Vorteil, nicht reizbar ist, sich nicht an der Ungerechtigkeit freut oder ihr Vorschub leistet, die sich vielmehr an der Wahrheit freut, alles zudeckt, alles duldet, nicht abfällt (I. Kor. 13,4,8). Hier ist zu sehen, hier sieht der Priester selbst, sehen seine geistlichen Kinder, ob er ein Hirte ist oder ein Tagelöhner, ein Vater oder ein Fremder für seine Kinder, ob er das Seine, seinen Vorteil sucht oder das, was Christi ist. Gott, wie schwierig ist es, in richtiger Weise die Beichte entgegenzunehmen, wieviele Hindernisse vom Feind! Wie schwer sündigt man vor Gott, wenn man nicht in der richtigen Weise die Beichte abnimmt! Wie armselig ist das Wort, wie stark und häufig wird die Quelle des Wortes im Herzen eingedämmt, wie verlassen uns die Zunge und der Verstand, wieviel
Vorbereitung ist nötig zur Beichte, wie sehr muß man für die erfolgreiche Durchführung dieser Anstrengung beten und wie groß ist die Unwissenheit der geistlichen Kinder. Man muß mit ihnen Tag und Nacht sitzen und in Ruhe, Sanftheit und Langmut jedes von ihnen belehren. Was für ein Kreuz ist für den Priester die Beichte mit dem Bewußtsein der Unwissenheit der Beichtenden, ihrer Kälte, Sündhaftigkeit und mit dem Bewußtsein seiner Verdammungswürdigkeit, seiner eigenen Schwächen, der Müdigkeit und Langsamkeit des Herzens zum Mitgefühl und zum Eifern um den Ruhm Gottes und der Rettung der Nächsten wie um seine eigene Rettung! Wieviele Kreuze legt einem der Teufel während der Beichte auf. Das Werk der Liebe, das Werk der Zwiesprache des Vaters mit den Kindern, verwandelt er in das Werk eines Tagelöhners mit Knechten, der lustlos mit ihnen abrechnet.
19.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Wenn man das Sakrament der Beichte vollzieht, fühlt man sowohl seine Verdammtheit vor Gott als auch die ganze Armut, Unwissenheit und Sündhaftigkeit der menschlichen Natur. Die Beichte ist ein Kreuz, wahrhaftig ein Kreuz. Wie sehr fühlt sich der Priester in der Beichte als Schuldner vor seinen geistlichen Kindern, wahrhaftig als nicht zahlungsfähiger Schuldner, der der himmlischen Gerechtigkeit unterliegt und tausend Höllenfeuer verdient. Und er sieht und fühlt, daß bei der tiefen Unwissenheit der Menschen, bei ihrer Unkenntnis der Wahrheiten des Glaubens und ihrer Sünden, bei ihrer verhärteten Fühllosigkeit, der Beichtvater intensiv für sie beten muß und sie Tag und Nacht, früh und spät belehren muß. Oh welche Unwissenheit! Man kennt nicht die Dreifaltigkeit, man weiß nicht wer Christus ist, man weiß nicht, wozu man auf der Erde lebt. Und die Sünden? Wir aber suchen Bereicherung, Ruhe, lieben keine Mühen, sind gereizt, wenn es mehr als gewöhnlich davon gibt. Wir suchen geräumige Wohnungen, reiche Kleidung.
Möchten wir die irdische Ruhe nicht lieben, damit wir nicht bequem werden, nicht unsere geistlichen Werke vernachlässigen und nicht die ewigen Güter und die himmlische Ruhe verlieren, denn die im Überfluß irdische Ruhe genießen, welche Ruhe können sie dort erwarten?
18.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Kommunizierende Brüder und Schwestern! Fürchten wir die verhärtete Fühllosigkeit gegenüber unseren Sünden, fürchten wir den Stolz unseres Herzens, der sagt: ich brauche die Vergebung der Sünden nicht, ich bin nicht schuldig, nicht sündig, oder: meine Sünden sind leichte, menschliche. Als wäre es notwendig, daß sie dämonische sind! Oder: es ist für mich nicht so schlecht, mit meinen Sünden zu leben. Das ist satanischer Stolz und der Satan selbst bekräftigt in unseren Herzen diese Worte. Fühlen wir tief, mit ganzem Herzen unsere zahllosen Gesetzlosigkeiten, seufzen wir über sie aus der Tiefe der Seele, vergießen wir über sie Tränen der Ergriffenheit und besänftigen wir den erzürnten Gebieter. Laßt uns nicht uns selbst rechtfertigen wie die Pharisäer und Heuchler, denn so ist geschrieben, „Kein Lebender rechtfertigt sich vor Gott“ (Ps. 142,2) sondern nur durch aufrichtige Reue unserer Sünden können wir Gott versöhnen. Verlassen wir Gleichgültigkeit und Kälte, laßt uns mit brennendem Geist dem Herrn arbeiten, laßt uns nicht vergessen, daß
wir gekommen sind, um für eine lange Periode gesetzlosen Lebens unseren gerechten Richter zu versöhnen. Ist dies etwa die Zeit für Kälte und Gleichgültigkeit, die auch in der Gemeinschaft, in den Beziehungen der Menschen nicht gutzuheißen sind. Muß nicht unsere ganze Seele sich in geistiges Feuer verwandeln und in Tränen der aufrichtigen Reue ausfließen? Oh, Gott, unser Gott, unsere Gesetzlosigkeiten sind im strengen Sinne zahlreicher als die Haare unserer Köpfe, zahlreicher als der Sand am Meer und wir fühlen sie nicht, wir sind gleichgültig ihnen gegenüber, wir halten sogar nicht auf, sie zu lieben. „Was, wenn Du all unsere Gesetzlosigkeiten beachtest, oh Herr, wer wird dann vor Dir stehen, oh Herr? (Ps. 129/130,3) Gib uns allen, Herr einen zerknirschten Geist und ein demütiges Herz, damit wir Dir aufrichtige Reue darbringen, Amen.
17.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Nach der würdigen Vollendung des Gottesdienstes und des Sakraments danke stets von ganzer Seele dem Herrn mit kurzem Gebet, daß Er dich gewürdigt hat, Ihm von ganzem Herzen mit Glauben und Liebe zu dienen, denn unser Dienst gegenüber dem Herrn, unserem Schöpfer und Erlöser, ist die größte Wohltat für uns Sünder, fruchtbringend für die, die durch uns die Heiligung und Rettung empfangen ebenso wie für uns selbst, weil er besänftigt, belebt und erfreut. Man muß dem Herren danken, daß er uns, Seine sündigen und unwürdigen Knechte zu Seinen Mitwirkenden gemacht hat wie der Apostel sagt, „denn wir sind Mitwirkende Gottes“ (I. Kor. 3,9), und zu Seinen Dienern und Vollziehern Seiner Geheimnisse. „So verstehe uns der Mensch als Diener Christi und Vollzieher Seiner Geheimnisse“ (I. Kor. 4,I). Was aber tun viele von uns? Sie vollziehen den Gottesdienst und die Sakramente und Gebete lustlos, flau, nachlässig, eilig, mit Auslassungen, mit dem Wunsch, das heilige Werk schnell zu beenden und zur irdischen Eitelkeit zu eilen. Welche schwere Verwirrung und welche schwere Sünde! Unwillkürlich erinnert man sich dabei an das strenge Wort des Herrn an die unwilligen Erfüller Seiner Werke: „Verdammt ist jeder, der das Werk des Herrn mit Nachlässigkeit tut“. (Jer. 48,10). Ich sage, welche schreckliche Verirrung, ja eine Verirrung, weil wir aus Blindheit die Worte des Heiligen Geistes vernachlässigen, der in den Gebeten der Sakramente und Gottesdienste atmet, das vernachlässigen, was für uns bei echtem Bemühen und Eifer Quelle des süßesten Friedens, der Freude im Heiligen Geist und sogar Quelle körperlicher Gesundheit sein könnte. Denn die Worte der Gebete in Gottesdiensten und Sakramenten, sofern sie mit Glauben, Ehrfurcht, Gottesfurcht, ruhig, mit brennendem Geiste gelesen werden, haben die unzweifelhafte und wunderbare Eigenschaft, zusammen mit der Seele auch unseren Körper zu beleben, zu stärken und zu heilen, das ist durch Erfahrung bestätigt. Ich sage eine schwere Sünde, weil wir, indem wir Sakramente nachlässig vollziehen, das Heiligtum des Herrn lästern. Was muß man tun, um Sakramente und Gottesdienste würdig, sorgfältig mit brennendem Geist zu vollziehen? Man muß ständig den lebendigen Glauben haben, daß unser Gott, in der Dreifaltigkeit verehrt, Vater Sohn, und Heiliger Geist, immer mit uns ist, auf uns blickt und beim ersten Wort unseres aufrichtigen Gebets um Hilfe bereit ist, uns zum heiligen Werke zu helfen, denn das Gebet des Glaubens ist, wie für unseren Körper der Atem, völlig unentbehrlich, solange wir auf der Erde leben. Was der Atem für den Körper ist, das ist das Gebet des Glaubens für die Seele. Wenn wir daran denken, daß der Allmächtige immer mit uns ist, wenn wir Ihn tatsächlich in unseren Gedanken haben, wenn wir von unseren Herzen alle auftretenden Gedanken, irdische, alltägliche Zweifel, Sorgen und Neigungen abwehren, können wir immer würdig das Werk Gottes vollziehen.
16.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Wenn ich mit Überlegung und Glauben auf die heiligen Ikonen in der Kirche schaue und ihr weiteres Zubehör, komme ich in eine wunderbare Betrachtung: Das ganze Gotteshaus stellt sich mir dar als heilige Geschichte in Personen, als wunderbares Wort der Werke Gottes im Menschengeschlecht. Hier sehe ich an den Personen die Geschichte unseres Falls und der Wiederaufrichtung durch die wunderbare Ökonomie Gottes und unserer Erhöhung in der Fleischwerdung Gottes, unsere Vergöttlichung und Hinaufführung in die Himmel. Hier stellt sich mir dar der die Menschwerdung des Gottessohnes verkündende Erzengel Gabriel. Hier sehe ich die Geburt des göttlichen Kindes, die jungfräuliche Mutter, die Krippe von Betlehem, hier die Beschneidung, dort die Taufe, weiter die Aufnahme des göttlichen Kindes durch Simeon im Tempel, dort die Verklärung und den Lichtstrom von Tabor, hier den Einzug des gerechten, sanftmütigen, rettenden Königs in Jerusalem, dort das verborgene Abendmahl und die Einrichtung des heiligen Sakraments der Kommunion, hier die heilsamen Leiden des Herrn der Herrlichkeit, ich sehe gleichsam das Golgatha selbst und den für die Sünden der Welt gekreuzigten Herrn. Ich sehe den Abstieg zur Hölle des Besiegers der Hölle und die Befreiung der Gefangenen der Hölle, Seine Auferstehung, die Himmelfahrt, und all dieses um der Menscheit und um meiner Willen.
In einer göttlichen Betrachtung befinde ich mich im Gotteshaus und danke dem Herrn, der mich so sehr geliebt hat, so sehr geehrt hat und selig gemacht hat. Wenn ich aber in mich selbst hineinschaue, in mein Herz, mein Gott, was sehe ich! Einen Abgrund von Schwächen, Versuchungen, Betrübnissen, Enge, Schrecken, feindliche Ränke, eine undurchdringliche Finsternis, tausendmal Fallen, tausendmal Verderben und Tod, ich sehe in mir bisweilen die echte, finstere Hölle.
15.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Christ, trage immer in Gedanken und im Herzen die große Worte des Herrengebets und denke an sie. „Vater unser, der Du bist im Himmel“ – denke daran, wer unser Vater ist, Gott-Vater unsere Liebe, wer wir sind, wir sind Seine Kinder, untereinander Brüder; in welcher gegenseitigen Liebe müssen Kinder solches Vaters leben! „Wenn ihr Kinder Abrahams wäret, würdet ihr Werke Abrahams tun“! Welche Werke müssen wir tun! – „Geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe. Unser täglich Brot gib uns heute“ – unser gemeinsames tägliches Brot und nicht jedem das seine, die Eigenliebe muß aus dem Herzen der Kinder Gottes verjagt sein, wir sind eins- „Und vergib uns unsere Schulden“ – wenn du willst und möchtest, daß Gott dir die Sünden vergibt, halte es für selbstverständlich, den Menschen ihre Sünden zu verzeihen, die gegen dich sündigen, da du weißt, daß die Liebe langmütig und barmherzig ist -„und führe uns nicht in Versuchung“ – bringe dich selbst nicht in Versuchung ..laß deine Füße sich nicht verirren und der dich bewacht möge nicht schlafen, der Herr ist dein Schild auf deiner rechten Hand“ (Ps. 120,3,5-Ps. 121,3,5) -„sondern erlöse uns von dem Bösen“ – hänge ihm selbst nicht freiwillig an und der Herr wird dich ihm nicht ausliefern -„denn Dein ist das Reich“ – erkenne den einzigen Herrn Gott an und arbeite nur für Ihn -„und die Kraft“ – vertraue auf Seine allmächtige Kraft- „und die Herrlichkeit“ – eifre um Seine Herrlichkeit mit aller Kraft und dein ganzes Leben – „in Ewigkeit“ – Er ist der ewige König und das Reich des Satans vergeht schnell, weil es räuberisch und lügenhaft ist „Amen“ – dieses ist alles wahr.
Denke am häufigsten an dieses Gebet und sprich es öfter im Verstand und denke darüber nach, was jedes Wort, jeder Ausdruck und jede Bitte in ihm bedeutet.
14.09.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
2b) Religiöse Praxis
„Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und all dieses wird euch gegeben“ (Matth. 6,33) Wie soll man zunächst das Reich Gottes suchen? Auf folgende Weise: Angenommen du willst aus irgendeiner alltäglichen, zeitweiligen Notwendigkeit irgendwohin gehen oder fahren oder auf dem Wasserwege dorthin gelangen, so bete zuvor zum Herrn, daß Er die Wege deines Herzens zurecht bringt, darauf auch den bevorstehenden körperlichen Weg, oder daß Er den Weg deines Lebens gemäß Seinen Geboten lenke. Wünsche dieses von ganzem Herzen und wiederhole öfter dein Gebet darum. Der Herr, da Er deinen aufrichtigen Wunsch und deine Bemühungen, Seinen Geboten zu folgen, sieht, wird allmählich deine Wege zurecht bringen. Weiter, wenn du z. B. im Zimmer lüften willst oder zum Spaziergang an frischer Luft gehst denke an das reine und unreine Herz. Viele von uns lieben die Durchlüftung der Zimmerluft – und das ist auch sehr schön – oder das Spazierengehen an frischer Luft und denken nicht an die Notwendigkeit der Reinheit des Geistes und des Herzens (sozusagen der geistigen Luft, des Atems des Lebens), und indem sie an frischer Luft leben, erlauben sie sich unreine Gedanken, unreine Herzenregungen oder sogar unanständige Reden und unreine körperliche Handlungen.
Wenn du materielles Licht brauchst, denke an das geistige Licht, das für die Seele unentbehrlich ist, ohne das sie im Dunkel der Leidenschaften, im Dunkel des geistigen Todes bleibt. „Ich bin das Licht und kam in die Welt, spricht der Herr, daß jeder, der an mich glaubt nicht in Finsternis bleibe.“ (Joh. 12,46) Wenn du das Wüten und Heulen des Sturms siehst und hörst oder von Schiffsunglücken liest, denke an den Sturm der menschlichen Leidenschaften, die täglich in den Herzen der Menschen Geheul und Verwirrung erheben und das geistige Schiff der Seele oder das Schiff der menschlichen Gesellschaft zum
Schiffbruch bringen und bitte den Herrn eifrig, daß Er den Sturm der Sünden beruhige, wie Er einst durch Sein Wort auf dem Meer den Sturm beruhigte, und daß Er aus unseren Herzen unsere Leidenschaften ausreisse und ständige Stille wiederherstellen möge. Wenn du das Gefühl des Hungers oder Durstes spürst oder essen oder trinken willst, denke an den Hunger und an den Durst der Seele (Sie dürstet nach Gerechtigkeit, nach der Rechtfertigung in Jesus Christus, nach Heiligung) da, wenn du sie nicht befriedigst, deine Seele vor Hunger sterben kann, bedrückt durch Leidenschaften, kraftlos, erschöpft; und indem du den körperlichen Hunger stillst, vergiß nicht, um so öfter den geistigen Hunger zu stillen durch Zwiesprache mit Gott, aufrichtige Reue über die Sünden, Lesen der evangelischen Geschichte und der moralischen Lehre des Evangeliums, besonders aber durch Kommunion an den göttlichen Mysterien des Leibes und Blutes Christi. Wenn du dich gerne mit Kleidern schmückst oder wenn du dich anziehst, denke an das unvergängliche Kleid der Gerechtigkeit, in das unsere Seele gekleidet sein soll oder an Jesus Christus, der unsere geistige Kleidung ist wie es heißt: „Die ihr in Christo getauft seid, seid mit Christo überkleidet“ (Gal. 3,27).
Die Prunksucht verdrängt oft aus unserem Herzen völlig den Gedanken an das unvergängliche Kleid der Seele und verwandelt das ganze Leben in eitle Sorge über die Eleganz der Kleidung. Wenn du Schüler bist oder ein Student einer Lehranstalt oder Beamter irgendeiner Behörde oder Offizier irgendeiner Armeeabteilung oder Ingenieur, Maler, Bildhauer, Fabrikant, Meister in irgendeiner Fabrik, denke daran, daß die erste Wissenschaft eines jeden von uns die ist, ein echter Christ zu sein, aufrichtig an den dreieinigen Gott zuglauben, jeden Tag mit Gott im Gebet Zwiesprache zu halten und vor der Arbeit, während der Arbeit und nach der Arbeit im Herzen den Namen Jesu zu tragen, denn Er ist Licht, Kraft, unsere Heiligkeit und Hilfe.