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Tagesbuch

II. Der Geschmack von Brot mit Quitte

13.03.2006 | Thema: Athos, Tagebuch |

Beiträge über den Heiligen Berg Athos
Veröffentlicht am 07.07.2003

Die Zeitmaschine

In Jerusalem gibt es einen Tunnel, der uns aus der Zeit des Propheten Jesaja erhalten geblieben ist. Belege darüber kann man im 20. Kapitel des 2. Buches der Könige finden. Während der Belagerung der Stadt durch die Assyrer versorgte dieser Tunnel Jerusalem mit Wasser. Eigene Wasserquellen gab es in der Stadt nicht, und so ließ der König Hiskija frühzeitig einen Tunnel in den Felsen schlagen, um die Stadt während der Belagerung ausreichend mit Wasser zu versorgen.

Heute kann man diesen Tunnel ohne weiteres in seiner gesamten Länge durchqueren: da das Wasser nur auf dem Grund rinnt, kann man barfuß mit einer brennenden Kerze (oder Taschenlampe) vom Anfang bis zum Ende hindurchwaten – insgesamt 800 Meter durch das Felsgestein.

Seit Jahrtausenden ist dieser Tunnel unverändert geblieben. An den Wänden sind immer noch die Arbeitsspuren der Untertanen des Königs Hiskija zu sehen; es wird deutlich, wie und womit sie das Gestein abgetragen haben – mit einfachen Spitzhacken. Legt man die Hand auf eine der Schlagspuren, fühlt man sich mit demjenigen verbunden, der diese hinterlassen hat – es ist eine Verbindung mit einem Zeitgenossen des Propheten Jesaja. In gewisser Weise ist es eine Zeitmaschine …

… Es ist ein seltsames und merkwürdiges Gefühl – das Erleben des Erbes vergangener Generationen. Sehen, mit den Händen greifen, Betrachten von Gegenständen, die jemand vor fast prähistorischen Zeiten an dieser Stelle zurückgelassen hat.

Auf Athos hatte ich Gelegenheit, das zu fühlen, was vielleicht die Archäologen in Pompeji empfunden haben: es ist bekannt, daß die Stadt, als sie ausgegraben wurde, völlig mit Vulkanasche bedeckt war, so daß sich noch alles in dem Zustand wie am Tag der Katastrophe befand. Dieser Vergleich kommt mir in den Sinn, wenn ich mich an das Kloster des heiligen Panteleimonas auf Athos erinnere, wo ich gewissermaßen eine vorrevolutionäre Welt erlebt habe .

Eine Welt, in der sich nichts verändert hatte, eine Welt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein schien. Als ob es mir mit Hilfe einer Zeitmaschine gelungen war, etwas zu berühren, was nirgendwo mehr als Ganzes zu finden ist. Alte Portraits, altes Interieur, alte Bücher … Ja, sogar vorrevolutionären Tee habe ich getrunken. Tee, welcher noch vor der Revolution in das Kloster kam.

Während meines Aufenthalts ging der Tee schon zur Neige, und die Mönche benutzten ihn deshalb nur noch selten – und nur besondere Gäste wurden mit den Resten der noch vor einem halben Jahrhundert unerschöpflich scheinenden Vorräte bewirtet. Behutsam öffnete ich die alten Teepackungen, die irgendjemand vor langer Zeit versiegelt hatte … Packungen, die von den Geldspenden irgendwelcher frommer Leute gekauft worden waren, deren Namen mir immer verborgen bleiben werden.

Und jetzt hatte ich die Ehre diese Verpackungen zu öffnen, ihren Tee aufzubrühen, ihn zu trinken und der unbekannten Wohltäter zu gedenken … Diese Leute spendeten irgendwann dem Kloster, halfen mit Geld, schickten Pakete … Und schließlich erreichte ihre Spende mich, am Ende des 20. Jahrhunderts.

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