6.05.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Wenn ihr zu Gott betet, denkt daran, daß Gott drei Personen ist, und da Er Person und Personen ist, so hat Er ins Unendliche alle die Eigenschaften, die wir uns in einem – durch die Gnade Gottes – höchst vollkommenen Menschen vorstellen können, z. B. der Heiligen Jungfrau Maria, in dem Wundertäter Nikolaus, in Johannes Chrysostomus, den Aposteln und Propheten, die vom Geist Gottes erfüllt sind. Der Mensch ist Abbild und Ebenbild Gottes; nach dem vollkommenen Abbild kann man teilweise das Urbild beurteilen, wie Es beschaffen ist; alles Beste, was im Menschen die Blicke unseres Herzens und unsere Neigung anzieht, ist von Gott, von Seinem Sohn und Seinem Geist. Zum Beispiel war und ist der hl. Nikolaus durch die Gnade Gottes mitleidvoll und barmherzig zu den Menschen. Er ist beständig auch jetzt geneigt, diejenigen zu erhören, die ihn aufrichtig anrufen, durch jenes gütige Herz, das er zu Lebzeiten hatte und auch jetzt hat durch die Gnade Gottes. Wird dann der Herr Selbst mitleidlos und unbarmherzig sein, und wieviel barmherziger und mitleidvoller? – Unendlich viel, weil Er Selbst unendlich viel mehr ist als der hl. Nikolaus. Oder nehmen wir den Apostel Paulus. Welch menschenliebendes Innere hat der Apostel. Bezüglich des Dieners des Philemon sagt er zu seinem Herrn: „Nimm ihn auf wie mein Herz“ (Philemon, 12). Wieviel Liebe ist in diesen Worten! Und welche Liebe atmet in seinen Briefen! „Mein Herz ist weit“, sagt er den Korinthern, „ihr habt nicht engen Raum in uns“ (2. Kor. 6, 11, 12). Er beschrieb in einem Brief, worin die von Gott eingegebene Liebe besteht. Wenn man diese Beschreibung liest, spürt man, daß der Apostel durch die Tat alles das erfüllt hat, was er über die Liebe schrieb. Aber woher diese Liebe im Apostel, dem früheren Verfolger Christi, der in Häuser eindrang, Männer und Frauen herauszerrte und unbarmherzig in die Gefängnisse lieferte (Apostelgesch. 9, 1 – 2; 22, 5; 26, 10 – 11). Vom Herrn, der Quelle der Liebe. Er allein ist die ewige und unbegrenzte Liebe, welche alle Geschöpfe umfaßt.
5.05.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Wenn ihr lange auf der Erde leben wollt, eilt nicht ein fleischliches Leben zu führen, euch zu übersättigen, zu betrinken, zu rauchen, in Unzucht zu leben, Luxus zu treiben, euch zu verzärteln. In der fleischlichen Lebensweise liegt der Tod, weshalb auch unser Fleisch in der Heiligen Schrift Tod genannt wird oder „der alte Mensch, der in verführerischen Begierden vergeht“ (Epheser 4,22). Wenn ihr lange leben wollt, lebt im Geiste, im Geiste liegt das Leben. „Wenn ihr mit dem Geist die Taten des Fleisches abtötet, werdet ihr leben“ (Röm. 8,13), sowohl hier als auch dort in den Himmeln. Beachtet Mäßigkeit und Einfachheit in Speise und Trank, wahrt Enthaltsamkeit, vergeudet nicht sinnlos den Balsam eures Lebens, strebt nicht nach Reichtum, nach Luxus, müht euch, mit wenig zufrieden zu sein. Bewahrt den Frieden mit allen und beneidet niemanden, achtet und liebt alle, und besonders bemüht euch, immer Christus im Herzen zu haben und ihr werdet in Frieden und Wohlbefinden viele Jahre leben.
4.05.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Kann es Laub geben ohne Baum, und kann der Baum sein ohne Erde, Luft, Wasser und Wärme? So existiert nicht eine Seele ohne Gott, ohne Seinen Sohn, ohne Seinen Geist, Gott ist mein Sein, mein Atem, mein Licht, meine Kraft, mein Wasser, meine Nahrung. Er trägt mich, wie eine Mutter ihr Kind auf den Armen trägt, mehr noch: Während Er mich, meine Seele und meinen Leib, trägt, weilt Er in mir und verbindet sich gleichsam mit mir.
3.05.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Einen ungeduldigen Menschen reizt alles, es ärgert ihn, wenn Kerzenrauch ihn anhaucht, er wird auch hierdurch gereizt, weil er sehr eigenliebend ist und sich sehr um das Wohlergehen seines fleischlichen Menschen sorgt, den man ohne Schaden öfter auf verschiedene Weise kreuzigen sollte. Manchmal qualmt die Seele in Sünden und Leidenschaften; diese sieht er nicht, obwohl er sehen kann, nimmt es nicht zur Kenntnis, obwohl er es weiß
und fühlt es gleichsam nicht, obwohl er es fühlen müßte. Wenn aber das Gesicht angequalmt wird, dann nimmt er dies sofort wahr und Gott weiß woher taucht plötzlich Empfindlichkeit auf, Selbstmitleid, obwohl es überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung gibt, denn der Rauch schlägt nicht, verletzt nicht, schafft keine Unbequemlichkeit, sondern wie ein leichter Windhauch weht er übers Gesicht.
2.05.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
In unserem Körper, in seinen natürlichen Tätigkeiten, wirkt Gott indem Er ihn erhält, nährt, aufzieht. In einem Kraut, einem Baum oder einem Tier wirkt Er ebenso: Das Kraut bekleidend (Luk. 12, 28), die Bäume wachsen lassend und mit Blättern und Früchten schmückend, die Körper der Tiere nährend und aufziehend. Selbst können wir an unserem Körper nichts bewirken, nicht ein Jota, wie man sagt, nicht ein einziges Haar können wir „weiß oder schwarz machen“ (Matth. 5, 36). Im unendlich Großen wie im unendlich Kleinen ist der Herr gleichermaßen, nicht begrenzt durch das eine oder das andere, aber ganz in allem seiend, indem Er zugleich unteilbar und höher als alles ist.
1.05.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
„Dein Wille geschehe“. Z. B. wenn du gesund werden willst und dich mit aller Kraft bemühst ohne Krankheit zu sein, aber trotzdem ständig krank bleibst, sprich: „Dein Wille geschehe“! Wenn du etwas unternimmst und deine Unternehmung dir nicht gelingt, sprich: „Dein Wille geschehe“! Wenn du anderen Gutes tust und sie dir mit Bösem vergelten, sprich: „Dein Wille geschehe“! Oder wenn du z. B. schlafen willst, du aber unter Schlaflosigkeit leidest, sprich: „Dein Wille geschehe“! Und überhaupt ärgere dich nicht, wenn etwas nicht nach deinem Willen vonstatten geht und lerne, dich in allem dem Willen des himmlischen Vaters unterzuordnen. Du möchtest, daß du nicht unter Versuchungen leidest, aber unterdessen quält dich der Feind täglich damit, entfacht dich und bedrängt dich auf jede Weise. Sei nicht gereizt, sondern sprich: „Dein Wille geschehe“!
30.04.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Wessen sind die Blätter an einem Baum? Gottes. Wessen sind die guten Gedanken in dir? Gottes. Wessen ist die Fähigkeit der Bäume, das Zellgewebe hervorzubringen und zu knüpfen, Blätter und Früchte wachsen zu lassen und zu entwickeln? Gottes d. h. von Gott gegeben. Wessen ist die Fähigkeit des Denkens und Sprechens in dir? Gottes. Mißbrauchen die Bäume die ihnen von Gott gegebenen
Kräfte? Nein. Mißbraucht der Mensch die ihm von Gott gegebenen Kräfte? Ja: Er mißbraucht den Verstand, den er von Gott erhalten hat zur Erkenntnis Gottes und Seiner Wahrheit; er mißbraucht sein Herz, das geschaffen ist für die Liebe zu Gott und dem Nächsten, zum Spüren der Seligkeit der Gemeinschaft mit Gott, und seinen freien Willen, der ihm gegeben ist zur unendlichen Vervollkommnung im Guten.
29.04.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Manchmal ist in der Seele eine solche steinerne Fühllosigkeit, daß du deine Sünden nicht siehst und nicht spürst, weder den Tod noch den Richter noch das schreckliche Gericht fürchtest und alles Geistliche, wie man sagt, völlig egal ist. Oh, hinterhältiges, stolzes, bos-
haftes Fleisch! Nicht umsonst beklagen sich auch die Heiligen: „In dämmernder Trägheit bin ich befangen und der Schlaf der Sünde belastet mein Herz. Da du Zeit hast, meine Seele, zu bereuen, schüttle ab den schweren Schlaf der Trägheit und wache eilig“. Manchmal ist in der Seele eine so erschreckende Trägheit und Fühllosigkeit, daß dich eine vollständige Verzweiflung packt, diese Trägheit und Verzweiflung vertreiben zu können. Es scheint, es ist besser krank zu sein, als Trägheit zu spüren.
28.04.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Das Menschengeschlecht ist ein einziger, großer Baum Gottes, der über die ganze Erde wächst und mit seinen Zweigen die ganze Erde bedeckt. An die alte verfaulte Wurzel – den gefallenen Adam, ist durch die Weisheit und Güte Gottes eine neue, lebendige Wurzel angesetzt – der Herr Jesus Christus, von Dem die Christen, als Verzweigung des ganzen Baumes, ihren Ursprung herleiten. In den Bäumen ist irdisches, organisches Leben; im Volke der Christen – das Leben Christi, himmlisches, geistiges Leben, und die seelischen Fähigkeiten und Kräfte der wahren Christen muß man betrachten als Kräfte Jesu Christi Selbst. „Wir haben den Verstand Christi“ (1. Kor. 2, 16), sagt der Apostel über die wahren Christen; ebenso muß man aus guten Eigenschaften entstandenen Werke betrachten als Frucht des Gnadenstroms Christi. Die Christen, die kein christliches Leben führen, stellen trockene Äste an der Verzweigung dar, die von Christus als Wurzel kommt, und „jeden Zweig, der keine Frucht bringt, schneidet der himmlische Vater ab … und wirft ihn ins Feuer“ (Joh. 15, 2, 6). Die Heiden sind die nicht erneuerte, nicht neu belebte Verzweigung, die von der faulen Wurzel – Adam – kommen. Durch den Glauben werden auch sie an die lebendige, gesunde Verzweigung angesetzt – an den Leib der Kirche, den Leib Christi (Kol. 1, 18).
27.04.2011 | Thema: Mein Leben in Christo |
Sei nicht gereizt gegen den, der Bosheit gegen dich hegt, und dich oft mit verschiedenen Sticheleien verletzt, sondern habe Mitleid mit ihm, liebe ihn, indem du sagst: Das ist nicht er oder sie, die gegen mich Bosheit hegen, sondern der Teufel wütet durch sie gegen mich und sie, die Armen sind in Verführung. Wenn die Verführung des Feindes vorübergeht, sind sie wieder gut. Wir alle sind oft bemitleidenswerte Werkzeuge des körperlosen Feindes. Man muß die Menschheit bedauern, die hart vom Feind verfolgt wird.